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Untersiggenthal

Die Jobsuche

Es fühlt sich gut an, mal wieder auf das Icon zu klicken, zuzusehen, wie das Symbol Aufflackert um mir zu zeigen, das sich bald das Programm öffnet. Und «plopp», da ist es. Mein liebes, nettes Textedit, auf dem ich das letzte Jahr beinahe jeden Tag an «Operation Rückenwind» gearbeitet habe. Ja, es fühlt sich gut an wieder zu schreiben.

Ich musste mich lange auf den Tag gedulden. Das hat damit zu tun, dass ich mich entschlossen habe, nach meiner Heimkehr alles zur Ruhe kommen zu lassen. Es ging einfach alles zu schnell. Im Kopf in Island und dann stehts du plötzlich in Zürich, steigst in die S-Bahn und funktionierst eigentlich nur Mechanisch, dein Hirn ist tod.

Viele von Euch sind mir gefolgt. Einige länger, andere kürzer und oft kam die Frage: «Lukas, bist du angekommen?» Nun, der Rückenwind ist tatsächlich etwas verblasst. Das liegt jedoch nur halb an mir. Es ist eine lange Geschichte.

Seit heute habe ich wieder einen Job. Genau 70 Tage nach meiner Landung durfte ich positiven Bescheid erfahren. Manche sagen, dass der Teufel in der Not Fliegen frisst, ich bin nur dankbar über eine Chance, die ich bei einer namhaften Firma im Telekommunikationsbereich erhalte. Quereinsteiger natürlich. Ich geb’ s zu, es war nicht die erste Wahl. Aber eine solide und gute, die in mir Begeisterung weckt und für die ich gekämpft habe.

Was war Passiert? So viel vor weg, aus meinem Plan anzukommen, unter Hilfe des Arbeitsamtes einen Job zu suchen um im Sommer dort weiter zu machen, wo ich aufhören musste. Mich lässt dieser Gedanke an Island einfach nicht los. Irgendwie schaffe ich es einfach nicht zur ruhe zu kommen. Es fühlt sich an, als wäre ich noch nicht fertig, noch nicht zufrieden. Aber auch daraus wurde nichts. Alles sah am Anfang noch rosig aus doch dann unterlief mir ein schlimmer Fehler.

Fest in der Annahme ich könne mich noch vor Weihnachten beim Arbeitsamt melden, fand ich mich vor geschlossenen Türen wieder. Dabei hatte ich extra per E-Mail noch vom Flughafen aus abgeklärt, ob der chalter geöffnet sei. Doch da war niemand. Das Amt bis ins neue Jahr zu und gab mir keine Möglichkeit mich vor dem neuen Jahr zu melden. Ich muss dass vielleicht kurz erklären, denn das Gesetz schreibt vor, dass man um Anspruch auf Arbeitslosengeld zu haben, in den letzten zwei Jahren 12 Monate gearbeitet haben muss. Mein Vertrag lief damals bis am 31. Dezember 2010. Weil ich mich nun nicht vor diesem Datum melden konnte, erhielt ich die Höchststraffe. Ich werde keine Untersützung erhalten. Ja, das war ein Tiefschlag. Sozialhilfe der nächste Schritt, denn ich war Pleite.

Ihr könnt euch vorstellen, wie ich mich fühlte. Da kommst du nach Hause, verschwendest dein letztes Geld an Airlines und teure Ersatzflüge (im Übrigen habe ich nie eine Rückzahlung oder Weiteres erhalten) und schmeisst dein letztes Geld quasi aus dem Fenster oder besser: den Säuen vor die Füsse. Ja, so fühlte sich das an. Da war ich nun, ein «Opfer» der Bürokratie des Arbeitsamtes. Von denen im Stich gelassen, die einem helfen sollten – vom Prinzen zum Bettelknaben innert einer Woche.

Zum Glück standen meine Eltern auf meiner Seite und ich konnte auf die Unterstützung meiner Freunde zählen. Das hielt mich lange am Lachen.

Ich habe dann begonnen mich zu bewerben. 40-50-60 Bewerbungen gingen auf verschiedenen Kanälen in alle Richtungen raus. Doch niemand wollte mich. Da fehlte ein Diplömchen, da ein gutes Zeugnisschen, obwohl jeder wusste, das ich den Job wohl besser gemacht hätte, wie alle anderen. Mein Lachen verschwand und ich kam der Depression gefährlich nahe. Dabei hätte ich doch so viel zu bieten. Leider wusste das auch mein vorheriger Arbeitgeber nicht zu schätzen, wie gross mein Anteil am Erfolg der Firma war und hatte es somit auch nicht ins Zeugnis geschrieben. Ja, da war sie wieder, die gute, alte Bürokratie. Ich hab gedacht, die in China wäre schlimm, aber das hier, das hier geht tief.

Anfang März dann fiel ich in ein sehr tiefes Loch und verlor neben meinem Lachen mein ganzes in einem Jahr gewonnenes Selbstvertrauen. Ich verlor den neugewonnenen Mut mich nochmals in meinem ausgebildeten Job zu bewerben im Wissen, dass ich mit meinen vom Arbeitgeber erstellten Referenzen keine Chance habe. Das ich den Grössten Webshop für Videospiele der Schweiz designt habe, interessierte niemanden. Eine Weiterbildung fühlte sich aufgrund Jahrelanger Verpflichtung an wie eine Hand, die meinen Magen umklammerte und zu erdrücken drohte. Ich wollte doch reisen! Wohin, wo man mich braucht und nicht hier verenden, wo ich nicht benötigt werde. Trotzdem fasste ich mir ein Studium ins Auge. Tourismus! Das, ja das hätte ich mir vorstellen können. Jedoch fehlt es wiederum an einem – am GELD.

Beruf kommt doch von Berufung. Warum lässt man es dann nicht zu?

So stelle ich die Frage an euch, liebe Leser, bin ich angekommen?

Heute erledigte sich mindestens dieses Thema. Ich werde anfangen zu Arbeiten, meine Lebensfreude, die aus dem Lazarett bald nach Hause kommt, weiter versprühen und mir eine Grundlage aufbauen. Es zieht mich weg. Mehr den je und ich weiss was ich zu tun habe. Der Kampf ist ein harter aber ich habe ein Ziel und erstelle mir die nötige Grundlage durch Verzicht und Geduld.

Ich werde wieder los ziehen, eines Tages. Und dann auf die Unannehmlichkeiten einer Rückkehr in eine Heimat, die keine mehr sein will, under Umständen verzichten.

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