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San Francisco

The American Dream


Mit Stöpsel im Ohr, gefüttert von «Alison Kraus & Union Station», sitze ich am Flughafen und versuche die letzten Tage in Worte zu fassen. Klar ist, wie es weiter geht. ich fliege über Denver und von dort mit dem ganzen Clan nach Nashville. Damit wird für mich ein Traum in Erfüllung gehen – wenn auch nur ein kleiner. Die Hauptstadt des Country und noch vieler anderer grossartiger Musik.

Nun, es waren harte Tage, in denen ich versucht habe, irgendwie damit klar zu kommen, dass mich die Sandrine so versetzt hat und alles nicht so kam, wie es eigentlich sollte. Pläne wie zusammen die Route 66 zu fahren und alles damit verbundene hat nicht statt gefunden. Schlimmer war das Gefühl hier so gestrandet gewesen zu sein. Ohne Fahrzeug geht hier gar nix (kommt NIE auf die Idee, ohne Auto durch die Staaten zu reisen!) zudem ist Off-Season, kaum Menschen da, mit denen man mitfahren könnte und das Hitchhiken wurde durch das lange warten auf Frau S. zeitlich zu risikoreich, nicht durch zu kommen. Und zudem war ich so down und konnte die Lust nicht aufbringen.

Was habe ich gemacht? Ich habe mir einen kleinen Alltag geschaffen. Jeden Morgen verzog ich mich mit der Buslinie Fünf die Marketstreet runter, gönnte mir einen Burito bei La Cumbres, sprang zurück in den Bus, ab zur Highstreet, stöberte im Amoebia nach neuer Musik, schrieb sie mir raus und saugte sie mir bei nem Café im Café nebenan. Dann genoss ich die Nachmittagssonne im Golden Gate Park und der fantastische Vibe der Hippies am Hippihill und sprach viel über die Occupation des Parks und des anhaltenden Protests. Viel haben wir gesungen und gutes Gras geraucht. Scheu war ich nur beim ersten.

Dann zog ich mich zurück oder laberte mit den mir langsam bekannt werdenden Gesichtern im Hostel. Davon besonders zu erwähnen sind die eben Rukmini und ihr Bruder Govi, die trotz ihrer Jungend ganz inspirierende Gesellen sind. Ganz gute Geister und ihre Erfahrungen machen es ihnen möglich, mich und meine Probleme nach zu voll ziehen. Auch ihre Geschichte hat es in sich. Mit einem Flug nach Dehli in der Tasche sind sie hier angekommen um sich ein Visum zu besorgen (Beide US-Staatsbürger). In den letzten Tagen (!) hat sich nun das Gesetz geändert und man benötigt einen festen Wohnsitz in den Staaten um ein Visum zu erhalten, was die beiden Langzeitreisenden natürlich nicht haben. Gott weiss, wie sie das Problem lösen werden, ich schicke ihnen alle meine Liebe. (Stimme aus dem Off: Zwei Wochen später sollte ich auf Facebook erste Bilder aus Varanassi, Indien erspähen. Irgendwie hatten sie es also geschafft.)

Ihr seht, es geht Berg auf. Das Freibier im Hostel trägt zur guten Laune bei. Ich bin wieder da – Gestolpert und noch mal aufgefangen – in einer wunderschönen Stadt in der es sich wunderbar leben lässt – San Francisco.

Die Sandrine hat heute Morgen aus LA geschrieben. Sie hat sich entschuldigt, mich hängen gelassen zu haben und hofft eines Tages eine zweite Chance zu kriegen. Da kann sie lange hoffen, denn von mir aus kommt nichts mehr, bis sie sich nicht bewiesen hat.

Als Randnotitz erzähle ich gerne, dass sich Emma nicht mehr meldet, seit sie meine neue Reiseroute kennt und die nicht über ein permanentes Leben in Stockholm führt. Was ist nur los mit euch Frauen, seit ihr alle so Realitätsverzerrt?

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