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Kathmandu – Dehli

MacGyver

Dieser kurze Stopover in Dheli, dem verkehrsknotenpunkt Nordindiens, gibt mir die Möglichkeit euch eine tolle Geschichte zu erzählen.

Heute Morgen ging es früh los, denn ich habe mir die drei schönsten Statuen kaufen, die es in ganz Kathmandu gab und sollte die jetzt vom Händler abholen und dann auf die Post bringen, um sie nach Hause zu schicken. Einen Ganesh, Vishnu und ein Kali-Opfermesser. Das letzte als Erinnerung an den erfahrenen Todesschrei. Sie sind, wie schon das Tanka, das Schönste, aus tagelangem Entscheidungsprozess hervorgegangen.

Das mir aber einer von den Kerlen aber noch Probleme bereitet, hätte ich nicht gedacht.

Eine wilde Taxifahrt später fand ich mich in einer langen Schlange am Postschalter wieder. Bestimmt eine Stunde fand ich mich unter Hühnern, Menschen, Bettlern und Ungeduldigen Männern, die alle etwas zu verschicken hatten. Umso entspannter war ich dann, als ich an die Reihe kam und innert 30 Sekunden erfahren habe, dass ich meine tollen Sachen gar nicht ausführen darf! Ich benötige den Passierschein A38 vom Genemigungsamt. Dieses befand sich natürlich auf der anderen Seite der Stadt – und Kathmandu ist gross!

Also gings mit dem Taxi zum Institut für Genemigungen. Der Herr vom Amt stempelte mir dann auch brav den Vishnu, den Kali – aber nicht den Ganesh! Und jetzt wirds richtig spannend. Was war denn mit dem Ganesh los? Nach intensiver Prüfung wurde mir mitgeteilt, dass sich diese Statue nicht exportieren lässt – sie sei über 400 Jahre alt. Das aufschlagen meines Kiefers auf dem Boden war noch in Basel zu hören.

Die Zeit wurde langsam knapp. in drei Stunden sollte ich fliegen. Also ging es reflexartig zurück mit dem Taxi aufs Postamt. Während wir durch die engen Gassen fuhren, versuchte ich mich vom Hupen und gewusel auf den noch engeren Strassen inspirieren zu lassen. Was soll ich tun? Handgepäck? Vergiss es, ich weiss ja zudem noch gar nicht wann ich Heim kehre, ob ich heimkehre. Und wenn die mich mit dem Ding im Gepäck erwischen, dann ist Sense. Plan B muss her.

Zurück bei der Post. Die Zeit rennt. Noch zwei Stunden! Mir blieb nix anderes übrig. Im Stile eines Nepali drängte ich mich vor und zeigte die beiden abgesegneten Statuen mit Zertifikat und Zettel am Ohr. Alles gut. Rüber zur am Boden sitzenden Packfrau, die alles in ein Paket wirft … Ausser meinen Ganesh, den habe ich immer schön in Zeitungspapier gewickelt in meiner Hand. Dann aber, ja dann kam mir die zündende Idee, die MacGyver nicht besser eingefallen wäre.

Mit meinem Handy, auf dem ich zur Beruhigung Sigur Ros hörte, spiegelte sich das Sonnenlicht. Ich brauchte es nur etwas zu bewegen und auch der Pegel an der Wand bewegte sich mit. Immer näher auf die Packfrau zu. Noch ein bisschen nach oben, noch ein bisschen rechts. Und da! Es funktionierte! Als die korpulente Frau vom Lichtpegel geblendet zum Niesen ansetzt, schliesst sie gerade lange genug ihre Augen – lange genug, dass ich, als sie ihre Augen wieder öffnete, den Ganesh nicht mehr besass. Friedlich nähte sie die Kiste in Baumwolltuch ein und versiegelte die Naht mit Wachs.

(Stimme aus dem Off: Die Kiste sollte drei Wochen später unbeschädigt und komplett in Untersiggenthal ankommen :)

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