Menschengucken.
Ich schländere durch die Strassen auf der Suche nach den richtigen Andenken – mögen sie auch noch so viel kosten – wenn ich was kaufe, denn hier. Aber ich will wissen, was ich habe. Inzwischen habe ich mit so vielen Händlern gesprochen und so viel Tee mit ihnen getrunken, dass ich schon bald meinen Master machen kann.
Ach, das liebe Geld. Es fühlt sich langsam an, als wäre die Kohle, Asche, Dukaten wir das Benzin der Reise. Ich beäuge jeden Franken, der über den Ladentisch geht, denn jede Verminderung meines Kontos macht die Reise kürzer. Und wehe es zockt mich jemand ab.
Dann denke ich oft darüber nach, was nachher geschehen soll, wenn das Geld alle ist. Will ich arbeiten? Weiter reisen? Nach Hause fahren? Ja, was ist, wenn mir der Spritt ausgeht. Oder lässt erst der Kopf nach und dann das Portemonnaie? Ich überlege mir, wie ich das machen will, wenn es dann so weit kommt. Beim besten Willen, ich weiss es noch nicht.
Was mir aber negativ auffällt sind die vielen Strassenkinder, die nun auch zu hauf hier auftauchen. Besonders hervor sticht für mich ein kleiner Junge, der die Menschen um Essen anbettelt. Sagen sie nein, was sie meistens tun, kaut er auf seiner Sprite-Dose weiter und isst die Stücke, die er abbeisst.
Ziemlich smart im Betteln sind auch die Frauen mit vielen Kindern auf dem Arm, die dich anbetteln ihnen im Supermarkt Milch zu kaufen. Gute Masche, doch haben sie einen Deal mit den Märkten, bringen die Milch zurück, diese kommt wieder ins Regal und sie erhalten dafür die Hälfte des Geldes zurück. Win Win Situation.
Auch findet man hier Kinder, deren Gesichter mit Säure übergossen wurden, damit sie beim Betteln mehr Geld einbringen.
Auch das ist Nepal. Mich überrascht es immer wieder, wie Freundlich und Nett die Einheimischen trotz all dem geblieben sind. Beispiel: Morgen bin ich erneut mit Freunden aus dem Lhasa Pub zu Hause zum Mittagessen geladen gewesen. Das ist wahnsinn, wenn man beachtet, dass es nur wegen den Touristen so viele Bettler und Taschendiebe gibt.
Heute ist Andreas letzter Abend. Er schwärmt von seinem intensiven Urlaub. Genauso wie die Sandrine, die inzwischen zu Hause von ihrem Fenster die Golden Gate Bridge betrachtet und mir lange, schöne E-Mails schreibt.
Ich sitze mal wieder im Or2K, esse Pesto-Toast und lasse mir vieles durch den Kopf gehen. Dank Jalalles Reiki geht das auch ziemlich gelassen vor sich und der Pestotoast und Ice-Tea schmecken richtig lecker. Ich geniesse es alleine zu sein – auch wenn mir die Leute fehlen.