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San Ignacio - Tikal (Guatemala)

Handeln für Anfänger.


Die Reise für zwei unserer Gruppe nimmt heute ein Ende. Um 11 Uhr kam der Abschied von Justin und Jacob, die uns seit Caye Caulker begleitet haben. Von jedem Menschen, den man unterwegs trifft, kann man lernen. Von den einen mehr, von den andern weniger. Diese zwei Jungs waren das Beispiel dafür, dass die, die am wenigsten haben, meist die Grosszügigsten sind. Wie selbstverständlich Justin heute morgen Frühstück brachte, von seinem letzten Geld gekauft, für uns alle zum teilen. Rudi war auch zugegen, als der Abschied kam. Rührend gab es die letzte Umarmung bevor man sich eine lange Zeit wohl nicht mehr sehen wird. Wir standen im Kreis und die Tränen kullerten. Es wird ein Loch entstehen, dass es erst mal zu schliessen gilt. Oder eben auch nicht.

Die heutige Tagesetappe ging von San Ignacio über die Grenze nach Guatemala und von dort aus sollte es nach Flores gehen, von wo aus man gut einen Tripp in die wohl eindrücklichste Maya Ruine Zentralamerikas unternehmen kann. Bereits auf dem Weg zum Busterminal in San Ignacio wurden wir mit den ersten "Border, Border"-Angeboten beworfen. Scheinbar ist es immer noch nicht Saison und die Taxifahrer haben nichts zu tun. Für ein Butterbrot auf beinahe Chickenbus Nivau wurden wir in ein Gefährt gesteckt, dass uns zur Grenze bringen wollte. Der quirrlige, bärtige Belizianer kurvte die Blechbüxe (anders kann man den Klumpen Blech in dem wir sassen nicht beschreiben) halsbrecherisch über die Strassen.

Wir wurden schon früher angehalten direkt an der Grenze unser Geld zu wechseln. Die Lokalen Banken sein die grösseren Halsabschneider, wie die illegalen Geldwechsler vor dem Zollgebäude. Zudem bezahlten wir die Ökosteuer und den Stempel im Pass gerne (37.50 Belize Dollar) und würden es eigentlich angebracht finden, dafür ein cooles Visum im Pass zu haben. Wie bedeppert, stehen wir jetzt da, wollen uns umschauen und schon wieder sind sie da:

"transport, transport!" ruft der Mann im eleganten rosa Hemdchen.

"Joa klar, wir nehmen den Bus nach El Remate und von dort aus weiter nach Tikal!"

"Okay, Senior, Ochenta Dollar par Personne, direte a Tikal"!

"US-Dollar?"

"Si"

"NON!, Are you Crazy?"

Im Hintergrund rechnen die Mädels gleich mal durch, wie viel uns der Transport auf der wohl teuersten Strecke Guatemalas kosten wird. wir kommen für 4 Personen etwa auf 40 Dollar. Die Distanz beläuft sich gen 100 Km. Die Tickets für Tikal, die nach 15.30 Uhr gekauft werden, gelten auch für den nächsten Tag.

"40 Dollar todo" sage ich mit meinem nicht existierenden Spanisch.

"Non, non, non, non, non, non. Gasoline very Expensive!" Aha, jetzt sind wir beim Englisch angekommen. Ich winke ab und wir beginnen zu marschieren, als wüssten wir, wo wir hinmüssen.

"Okay, okay Senior, 60 Dollar!"

"50!!! and we leave now!" Antworte ich. Der Rosahemdmann zückt sein Handy und telefoniert. Es dauert nur Kurz bis ein Minibus um die Ecke gebraust kommt und er mir die Hand einschlägt. In dem Moment frage ich mich, wie es möglich ist, von 80 Dollar pro Person auf 50 für alle runter zu gehen und wie viele verwirrte Touristen wohl die 80 schon mal bezahlt haben, dass er sich in rosa Hemden kleiden kann. Auf jeden Fall haben wir einen guten Deal gemacht, zahlen leicht mehr, haben dafür einen Transport direkt nach Tikal und kommen noch vor Sonnenuntergang dort an, was uns mehrere Stunden spart.

Kaum die Grenze überschritten, ändert sich die Topographie merklich. Aus der flachen Steppe von Belize wird langsam das hügelige Guatemala. Die Sprache ist wieder Spanisch und die Häuser, die den Strassenrand säumen sind merklich ärmer. Es ist Samstag. Die Menschen sitzen draussen und feiern alle zusammen mit Speis und Trank. Eine junge Mutter badet ihre kleine Tochter in einer Wanne vor ihrem Haus.Wir werden heftigst angestarrt in unserem Turbo-Mini-Bus, der nur abbremst um über die kleinen Hubbel zu fahren, die das Tempo in den Ortschaften regulieren. Alles andere würde wohl nicht funktionieren.

Tja, zu früh gefreut. Wie man sich denken kann, war da ein Haken. Die Parkgebühr wird nicht am Eingang zu den Ruinen bezahlt sondern 17 km vorher. Da standen wir nun, natürlich viel zu früh für unser Nach-Drei-Ticket. Tja und leider befinden sich die Hotels auch nicht hier sondern eben da, 17km weiter drin im Park. :D Entweder verlieren wir also unseren Fahrer oder wir zahlen 150 Quetzal (ca 20 Euro) mehr. Witzig.

Wir entschliessen uns zu warten und haben so den Vorteil unserer frühen Ankunft zwar vertan, dafür aber den Bus genommen die günstigste Unterkunft bezogen und lecker zu Abend gegessen. Hier in Guatemala ist das Preisverhältnis anders als noch in Belize. Für weniger gibts mehr. Auch mehr Urwald. Und da schlafen wir heute mitten drin in einem Zelt, mit einer unglaublich schönen Soundkulisse in mindestens Dolby Digital 360 Grad um unser Zelt herum. Die Maya schafft es sogar trotzt Spinnenphobie beide Augen zu schliessen und die Andrea und Céline geben sich die volle Dröhnung Inspektor Malloney, bis die Nacht uns holt und wir bereits um 8 Uhr in die Traumwelt entgleiten, wobei sich meine Träume in der Regel nicht von dem Ort unterscheidet, wo wir uns gerade befinden....

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