Bungee Nepal
Es musste ja so kommen! Alles fuchteln und todwünschen hat nichts genützt. Nun stehe ich wieder hier oben und spüre, wie mir die Gurte angelegt werden. Ich könnte jetzt noch direkt sterben, wäre auch angenehmer, als hier oben zu stehen und in die Tiefe zu schaun. Irgendwelche Nepalis sagen was zu mir und halten mir eine Videokamera ins Gesicht. Tausend Tode bin gestorben und ganze Galaxien habe ich verflucht, damals in Neuseeland und hier spüre ich wieder, wie ich langsam das Bewusstsein verliere.
Es gibt kein Zurück. Lukas, Jallal und sogar Andreas haben sich bereits schreiend in die Tiefe gestürzt. Auch sie hetten sterben können. Wie kleine Kinder Lunte gerochen und voll begeistert vom Adrenalin. ich trau dem Mechanismus hier kein bisschen. Doch dann überkommt es mich … der Drang … Alles ist vergessen, ausgeblendet. An der Kante schaue ich hinab … 200 Meter bis zum Boden und 160 Meter freier Fall …
Ich lasse los und breite die Arme zum Flug aus. Der Wind rauscht und gibt mir den intensiven Kick und Moment, den ich liebe. Der Boden kommt näher und ich realiere, wie schnell es gehen kann. Wie die Tage im Zeichen von Leben und Tod stehen. Es beginnt zu greifen und katapultiert meinen wehrlosen Körper zurück in die Luft, wo ich zum ersten mal Initiative ergreife und über Kopf zum Rückwärtskopfsprung ansetze und erneut in die Tiefe segle.
Mein Siegesschrei hallt bis nach Tibet, bis die Körperspannung langsam nachlässt und ich vom Seil befreit werde. Ich verlasse die Schlucht zu Fuss und sehe von unten, wie verdammt nochmal hoch das gerade eben war … Siegeszigarre und Kühles Everest-Bier liess ich mir unterwegs von einigen Tibetern im Dorf verkaufen. Standen alles schon bereit.