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On the Train – Lhasa

Its a fine day


Das Zugfahren mit Chinesen endet definitiv immer gleich. in benebeltem Zustand weckte ich Lukas, der wohl noch später in die Koje kroch – ich weiss es schlichtweg nicht mehr. Sichtlich überrascht vom draussen liegenden Schnee, genossen wir zwei Hangover-Kaffee und fragten uns, wie, joa, blöd man sein muss, für diese Strecke Flieger zu nehmen. Das macht vielleicht Sinn, wenn man von Kathmandu her kommt über den Himalaya, aber nicht hier. Es ist einfach zu schön. Als wären die Fenster grosse Flatscreens.

Die Bahn schlängelt sich über die Weite und hat inzwischen locker 4000 Meter Höhe erreicht. Die Bahn fährt auf Betonernen Stelzen, welche die Strecke eben machen. Man wollte hier nicht zu fest in den Boden und den Permafrost eingreifen, denn die Welt schaute bei diesem Projekt, welches als Kompensation für den verkakkten Staudam am Yangste gilt, ganz genau hin. Jede dieser Betonsäulen wird heruntergekühlt, damit der eben genannte Permafrost nicht schmilz. Klingt gut in der Broschüre. Ob es genau so gut klingt, wenn man bedenkt, dass um den Energiehunger der Bahn zu stillen wohl ein ganzes Kohlekraftwerk gebaut wurde?

Lukas berichtete von der besorgten Chinesin, die ihm mitten in der Nacht beim Stopp in Goldmud vom Rauchen abriet. Auf 3000 Metern sei das doch nicht gesund. Ist doch gelacht. Wir unsere Siegeszigarre schon auf 4700 angezündet. Akklimatisierung rockt. Zudem ist rauchen immer ungesund.

Trotzdem verspüre ich leichte Kopfschmerzen beim passieren des höchsten Punktes der Strecke, wos auch eine Haltestelle gab. In den Bergen gelegen, heisst sie Tangu-La. Hätt ich mal meine langen Hosen angezogen. Brr. Kalt. Schneeblind. Okay, ausser Atem bin ich auch, hier auf 5072 Meter über Meer. Hoch wie nie! Einige Chinesen machen von der Luftversorgung gebrauch, die der Zug bereit stellt. Sieht etwas aus, wie auf einer Intensivstation, wenn man durch die Wagons schlendert – Soweit wir das dürfen – denn den Zugführern ist aufgefallen, dass hier Westler an Bord sind … und bewerfen uns mit mistraischen Blicken.

Den ganzen Tag sitzen wir am Fenster, hören Musik, schauen einen Film nach dem anderen auf dem Laptop und lassen die Sechstausender vorbei ziehen. Einige sind höher, andere tiefer, wobei was heisst hier schon tief. Die Weite der Landschaft lässt sie majestätisch dastehen, ihre Schneekappen blenden und die Gletscher klammern sich in die Täler. Wenn mich das hier schon beeindruckt, wie wird dann der Himalaya sein?

Its a fine day. Its come to be a fine day tonight, its come to be a fine night, its come to be a fine day tomorrow, its come to be a fine night tomorrow.

Story 1: Ausgangslage

Free Tibet? Eine der wichtigsten Fragen der «Tibetproblematik» betrifft den persönlichen Positionsbezug. Die westlich propagierte «Free-Tibet»-Politik gegen die Chinesische Entwicklungspolitik. Eine harte Frage, die meiner Meinung nicht eindeutig zu beantworten ist. Ich frage: Wer rebelliert? Es sind die Mönche und die Westlich beeinflussten Tibeter. Warum die Mönche? Sie haben damals als Staatsführer die Macht verloren und möchten sie zurück. Warum die Westlich beeinflussten Tibeter? Sie kennen den Westen und die individuelle Freiheit und dass es möglich ist gegen die Unterdrückung zu kämpfen. Dagegen steht: Was will der Normal-Tibeter? Der Nomade? Der sich nicht kümmert? Das ist immer noch ein Grossteil der Tibeter und wird immer mehr. Ich sage: Der ist zufrieden mit seinem Handy, mit seiner Hippen Frisur vom Chinesischen Frisör, Zigaretten und mit seinem Einkommen und dass er nicht mehr Hungern muss wie in früheren Jahren und somit mehr Lebensqualität geniesst. Aber davon gibt es wenige. Wäre Tibet so geblieben wir früher, währe es vielleicht ursprünglicher, aber eventuell total isoliert. Ich weiss da klingt hart, aber für war ist es nach meiner Zeit hier nicht mehr möglich eindeutig Position zu beziehen. China färbte ab und wer mich kennt, der weiss, dass ich mir immer anhöre, was andere zu sagen habe, weil die sich dabei bestimmt auch was überlegt haben. So habe ich auch der Chinesischen Variante von der Tibetproblematik zugehört. Würden der Westen sich zurück ziehen, würde dann in Tibet Ruhe einkehren? Würden die Chinesen sich zurück ziehen, früher oder später ebenfalls? Die Entwicklung lässt sich aber sowieso nicht mehr aufhalten. Ich bitte diesen Gedanken für die nächsten Storys zu beachten um den objektiven Blick zu behalten.

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