Bus fahren im Wilden Westen.
Lange konnten wir im schönen Litang nicht bleiben. Wir besassen eine Fahrkarte für den Bus. So was ist hier oben Gold wert und wir wolle diese uns zukommende Ehre auf keinen Fall missbrauchen. Doch es ist jetzt 13.29 Uhr, wir stecken immer noch im Stau. Die ganze 300 Kilometerstrecke wird modernisiert. Es erinnert mich ein nicht nur ein wenig an damals in Laos, wo wir 12 Stunden standen. Aber hier stehen wir nicht wegen einem Erdrutsch, sondern weil die Leute hier oben doch in einem gleich sind, wie die Städter. Man kann nicht warten, bis man drann ist. Nein, jeder will als erster am Ziel sein. In diesem Falle wollten sich zwei Busse überholen. Zwei entgegenkommende Fahrzeuge wollten das ebenfalls. Nun stehen diese vier Fahrzeuge Nase an Nase und von Hinten kommen immer mehr und anstatt Abstand zu lassen, dass die Autos wenden könnten, fahren sie so nahe rann, dass nun gar nichts mehr geht.
Wir schauen ungläubig aus unserem Busfenster, sind Hungrig und können einfach nicht verstehen, wie dumm man doch sein kann. Ein Ende ist nicht in Sicht. Schon krass, wie fest es hier im Geist verankert ist, dass nur der Sieger sein kann, wenn man der schnellste und erste ist. Vom Drengeln an den Ticketschaltern bis hier ins TIbetische Gebirge. Boah, ich war schon entspannter.
ähnliche Situation heute Morgen. Um zu dem Busen zu gelangen, musst du durch das Ticketoffice und dann wartet der Bus unter angrenzendem Dach. Natürlich super, dass die alle bereits seit Minuten ihre Motoren warm laufen lassen und alle Abgase so direkt ins Gebäude pumpen, so dass man bereits da fast ohnmächtig wird. Als die ersten Mütter in Ohnmacht fielen, kam man dann auf die Idee, dass es sicher nicht mehr so schlimm ist, wenn man von den vier Bussen nur einen Warm laufen lässt. Naja. Auf die Idee doch einfach fünf Meter vom Unterstand weg zu fahren lag wohl zu weit weg. Die Priorität, dass der Bus unter dem Dach stehen musste, obwohl es nicht regnete, war höher.
Auch nicht geschafft haben sies, die Leute in die richtigen Busse zu setzen. Obwohl Name und Platznummer auf der Fahrkarte steht, was sogar wir mit unseren spärlichen Chinesischkenntnissen begriffen haben, setzte sich jeder Chinese/Tibeter einfach irgendwo hin, so dass sie eine Stunde (!) benötigten um die Leute zu sortieren und die Reise verspätet losgehen konnte. Zum Glück hab ich heute so gute Nerven dabei.
Lukas hört Musik, der Michael liesst und die Andrea döst. So siehts grad aus. Was das ganze erträglich macht, ist die Natur. Wieder ging es auf 4700 Meter übern Pass, von wo aus man einen Gigantischen Blick auf das umliegende Gebirge hatte. Zudem ist es richtig kalt geworden und die Frau vor uns hat natürlich nicht geschnallt, dass uns ihr offenes Fenster die Minusgrade ins Gesicht ziehen lässt. Auch proaktive hinweise, darauf, dass sie doch das fenster zu machen soll, oder das jenige vor sich öffnen könnte, wenn sie denn zum Schneemann erstarren möchte … Das verstand sie nicht. Es war ihr Fenster und sie herrschte darüber. Das wir uns hier hinten beinahe den Erfirerungstog holten, war ihr im besten Willen nicht beizubringen. Ihr Verstand ging nicht über sich selbst hinaus.
Naja, trotzdem, das gehört hier halt dazu. Kulturschock. Bäm! In you Face. Ich kann echt nicht verstehen, warum diese Gegend Chinas in den Reiseführern nur am Rande erwähnt ist. Litang gestern und jetzt diese Fahrt … waren bisher zwar nicht das angenehmste, aber das schönste und ursprünglichste, was ich in China gesehen habe. Gelupa-Mönche überall. Riesenklöster, weite Natur und lächelnde Kinder. Es ist das, was ich an der Mongolei liebte und Island unsterblich macht.
Trotzdem stehen wir ja immer noch im Stau. Es wird heftigst debatiert. Ich schlafe jetzt ne Runde.