Die Tibet-Strasse
Von Shangri La aus nach Lhasa reisen, das ist ein Traum vieler. Leider ist die Reise durch den Wilden Westen Chinas für uns Ausländer verboten. Wir werden versuchen uns der Grenze entlang zu schlängeln. Wir haben eine Karte, einen Lonely Planet mit einigen Infos über die Gegend. Das wird reichen müssen.
Was sich uns dann dar bot, übertraf meine kühnsten Träume. Von China erwarte ich einfach nach meinen Erfahrungen, nicht mehr allzuviel. Aber als wir ins Gebirge fuhren und tiefer in die alte Tibetische Provinz Kham (Heute Western-Sichuan)eintauchten, fielen uns fast die Augen aus dem Kopf vor lauter Staunen Die ersten Dörfer im Tibetischen Baustil tauchten unter uns auf. Quadratische Bauweise, teils gelber Lehm, teils weisser Stein, manchmal Gelb, manchmal gar nicht gestrichen, mit diesen typischen Holzrahmen um die Fenster. Daneben einige Lehmstrassen auf denen auch wir unterwegs waren. Wir hatten aus dem Bus von Oben den perfekten Überblick in die Täler. Wie im verdammten Bilderbuch.
Am späten Nachmittag erreichten wir unser Tagesziel Xiangcheng. Wir wollten uns gleich die Weiterfahrt nach Litang organisieren. Leider hat sich ein Gerücht bewahrheitet: hier oben es werden keine Tickets an Ausländer verkauft. Gut vielleicht hatten wir eben eine Sprachliche Barriere. Wir blieben freundlich, in der Hoffnung niemanden zu verärgern um evt doch noch später eine Karte zu kriegen. Aber alles half nichts. Wir wurden auf den nächsten Tag vertröstet. Wir sollen morgens um sechs mal schauen kommen. Vielleicht hätten wir ja Glück, meinte der äusserst unfreundliche Herr am Schalter.
Zum guten Glück war ein Englisch Sprechender Tibeter mit im Bus von Shangri-La gewesen, der uns bei der Übersetzung behilflich war. Er hat, wie so viele Tibeter, English in Dharmsala, Indien gelernt. Das ist soweit speziell, dass viele keinen Pass besitzen und er somit meist die klassische Flüchtlingsroute an den Grenzposten vorbei aus Tibet hinaus gelaufen sein muss. Im Winter.
Anschliessend besichtigten wir die Stadt. Sie ist anders, wie Alles, was ich bisher gesehen habe. Uns hat sich inzwischen die Andrea aus Appenzell angeschlossen, die auch im Bus sass und genauso verloren war, wie wir. Zusammen liefen wir zum Kloster, das wir am Hang wie ein Patron über das Tal thronen sahen. Die Stadt selbst war eine uninspirierte Arbeiterstadt. Die Mönche waren sehr nett und zeigten uns für nur 15 RMB Almosen ihr Reich. Kasse gab es keine. Es war ein Typisches Tibetisches Kloster mit einer herrlichen Aussicht über die im Tal liegende Schwerindustriestadt … crazy aber Wunderschön.
Wir hatten nach diesem langen Tag Lust auf Tanzen. Beim Herumfragen nach dem Schlagwort «Disco» wurde uns auch prompt geholfen und natürlich war unser Helfer auch noch der Besitzer des Clubs, wo wir bis spät häftigst feierten. Einer der Jungs, kaum älter als 18, fuhr dann mit dem Landrover seines Vaters vor und führte uns alle ins Lokale Bordell. Wir wollten uns das mal anschauen. Schön dasses sie in nem kleinen Raum alle im Kreis auf ihren Plastikstühlen um einen Plastiktisch, assen mit Plastikstäbchen Essen, das aussah wie … eigentlich ziemlich lecker. Doch irgendwie fehlte uns der Michel, den wir um Club gelassen hatten und so gings zurück. Prinzessinnen gibt es schliesslich überall, da muss man nicht für zahlen.
Es war so ein eindrücklicher Tag, der nur aus Staunen bestand. Ich bereue keinen Moment, die abenteuerliche Route gewählt zu haben. Hier ist China rauh und wild. Keine Spur von Mama-Beijing und Disneyland. Wildes Tibet, es ist mir eine Ehre.