This is not your business
Da sind sie! Der Lukas und der Michel. Meine zwei Liebsten aus Yangshuo, sitzen da, trinken Kaffee und sind sichtlich übernächtig. Ich hab mir gar nichts anderes vorgestellt.
Bei meiner Ankunft in Shangri-La wurde ich unsanft aus dem Schlaf gerissen. Und was für einen Ohrendruck ich hatte. Wir sind auf gut 3000 Metern höhe. Ich hatte eine seichte Wegbeschreibung. Während ich die Chinesichen Zeichen darauf mit denen an der Wand verglich, um die richtigen Strassen zu finden, stellte ich fest, dass ich in Tibet bin. Klar, wir sind in China, aber das hier ist alles Tibet. Die Häuser der Altstadt sind klein, beinahe wie Chalets, zwischen deren Dächern sind Gebetsfahnen gespannt und von überall her sieht man auf den Hügel in der Mitte, auf der eine übergrosse Gebetsmühle steht. Ab und an Stupas auf den Feldern alles unberüht und das, was ich als schön bezeichne. Und überall sind diese wunderschön in ihren Trachten gekleideten Menschen. Das, was ich mir immer Gewünscht habe.
«Schön, ne?» Meint Lukas. Zum grossen Erstaunen hat es auch die Verena noch hier her geschafft. Ja genau, die Verena aus der Waschküche von Xian :D So ist die Familie also wieder vereint und mal wieder wird aufgezeigt, das die Reisenden hier in China andere sind. Sie haben verstanden, wie wichtig die Menschen sind. Zudem lernte ich eine Regel, die Michel und Lukas seit Wochen zusammenhält. Zu jedem gielen Moment sollte man ein Bier trinken. Und wenn es immer geil ist, dann muss man halt immer Bier trinken. Das denken sich auch einige Chinesisch Gäste des Hotels, auf der anderen Seite des Gartens.
Da sitzen wir, finden uns alle selbst geil und tauschen uns aus. Ich erzähle von meinen Erkenntnissen der letzten Woche und höre den anderen zu, was sie so erlebt haben. Als wir da sitzen und laben … Knallt es plötzlich hinter uns! Als wir uns umdrehen, sehen wir den Chinesen die Frau die gut vier Meter hohe Treppe runter stossen, wo sie reglos liegenbleibt. Der Michael springt auf, er hat alles gesehen. Rennt rüber, die Verena, Lukas und ich folgend. Sie lebt, ist nur geschockt. Doch was für ein Streit, der Junge schreit weiter auf sie ein. Michael hat genug davon und anständig, jedoch mit Wut in den Augen, bittet den Chinesen das Hostel zu verlassen. So einen würden wir hier nicht wollen. Dieser reagiert nicht, sondern will weiter auf die inzwischen panisch die Seele aus dem Leib schreiende Frau ein gehen.
Wir stellen uns dazwischen. Es ist viel Alkohol im Spiel. Eins ergab das Andere und der Typ verschwand im Gebäude, wo er mit einer 30 Zentimeter langen Klinge wieder kam. «This is chinese Business!* und auf Michael und Lukas losrannte. Diese flüchteten sich ins Zimmer und beobachteten aus der Distanz, wie der Hostelbesitzer es fertig brachte, ihm das Messer abzunehmen.
Doch für uns war es gelaufen. Hier fühlten wir uns nicht sicher. Alle Gäste packten direkt ihre Sachen. Hier wollte niemand bleiben. Als wir raus kamen, sahen wir den jungen Chinesen aufs Dach im dritten Stock rennen … von wo er übers Gerüst stieg und … sprang. Wir standen alle da, dachten, das ist es jetzt. Aber der Trottel kriegt nicht mal das auf die Reihe und landet auf den Füssen, wobei er sich beide Fussgelenke verdreht und liegen bleibt.
Wir hatten genug gesehen. Schnurstracks liefen wir an die Rezeption, holten unsere Pässe und raus hier. Leicht geschockt liefen wir durch die Strassen. Ich wusste nicht, was mit so einem erlebnis anfangen. Das hätte in so viele Richtungen schieff gehen können. Doch uns gehts gut und was den Chinesen angeht, der ist uns egal. Das Mädchen war in sicherheit.
Nur wenig später stiessen wir auf ein Tibetisches Guesthouse, wo uns die Familie mit offenen Armen empfing und uns wunderschöne Zimmer in diesem alten Holzhaus anbat. Geheizt wurde mit Jakdung und Bier gab es auch.
Es war noch früh. Wir zogen los um unseren Schock zu ertränken. Wir endeten in einer Tibetischen Disco, alles sehr rustikal, wo der Spirit reichlich floss. Am Nebentisch feierten einige Tibeter einen 18ten Gebursttag eines Mädchens … Und jawohl, unsere Horde betrunkene Westler waren gern gesehene Gäste. Es sollte eine der wildesten Nächte werden, die alles geboten hatte von Sex auf der Toilette bis hin zur Tortenschlacht. Unvergässlich, was für ein Abend, was für ein Tag!
Willkommen in Shangri-La, willkommen in Tibet!