The Road to Enlightment.
Zum Abschied haben wir uns dann noch heftig in die Haare gekriegt. In dem Moment, wo wir uns nur noch umarmen hätten müssen und Tschüss sagen, packt sie aus. Mitten am Flughafen von Kunming. Und auch wenn ich es in diesem Moment nicht sehen wollte, im Nachhinein musste ihr Recht geben. Und diese Erkenntnis sollte mein Leben verändern.
Die letzten Tage hatte ich den Deutschen Mädchen angefangen falsche Geschichten über mich zu erzählen. Was es genau war, will ich nicht erwähnen, aber es handelte über meine Beweggründe zu reisen. Und da erzählte ich Sachen, schreckliche Dinge, die sich nicht gehören. Wollte ich Aufmerksamkeit? Ich denke ja, ich wollte, dass die Menschen von mir beeindruckt sind.
Mel hat davon erfahren. Und sie hat sich erschrocken. Und sie fand natürlich heraus, dass es Lügen waren. Ich glaube ich habe soeben einen guten Freund verloren. In dem Moment, als ich in den Bus stieg und vom Flughafen verschwand … Jawohl Lukas, das war scheisse. Das war richtig Scheisse von dir. Oh Fuck.
Jetzt war Mel weg und genau jetzt wünschte ich mir, dass sie noch da war. Ich glaube war nicht, dass es irgendwo hin geführt hätte. Aber jetzt allein sein ist scheisse. Aber jetzt hätte ich gerne Beistand gehabt. Traurig und Total Messed up, musste ich meine Weiterfahrt nach Shangri-La organisieren. Zurück an der Bushaltestelle, wo wir damals den Bus nach Laos genommen haben, ging es los.
Es passte zu diesem Tag. Natürlich waren alle Tickets ausverkauft. Dabei hatte ich doch mit Lukas abgemacht. Er hat mir alle infos gegeben, wo er sein wird und wo wir uns treffen. Nach fünf Stunden Bibbern war es dann vorbei. Ich hatte mein Ticket. Mein Glück war, dass jemand sein bereits gekauftes Ticket zurück brachte und so für mich wieder erhältlich war.
Die Busfahrt sollte 13 Stunden dauern und das über Nacht. Ich hatte also nochmals genügend Zeit zu reflektieren, was heute geschehen war. Endlich realisierte ich, dass ich zurück in China war. Heute hatte ich wie ein Zombie funktioniert. Lange dachte ich darüber nach. Darüber was Mel wir vorwarf und was sie gesagt hatte.
In diesem Moment entschied ich mich, nicht mehr zu lügen.
Uff, was für Call. Aber dies soll von nun an meine Phylosophie sein. Seid ich meine Lehre angefangen habe, musste ich proffessionell jeden Tag den Menschen etwas vormachen. Manchmal mehr, manchmal weniger. Dies hat sich nun in mein Leben eingeschlichen und wird ab jetzt verpannt. Mal sehen, wohin mich das bringen wird, was diese Entscheidung verändern wird. Kann ich es einhalten? Ist es in unserer Welt überhaupt möglich nicht zu lügen? Wir werden sehen.
Als wäre das noch nicht genug gewesen für einen Tag, ist heute Abend ist mein geliebter Onkel Seppi verstorben. Ein starker Mann der viel gesehen und erlebt hat. Er ist nach jahrelangen Schmerzen friedlich eingeschlafen und hinterlässt neben seiner herzenslieben Frau Pia, die damals meinen Vater gross zog, als sie zu Vollweisen geworden waren, Kinder, Enkelkinder und viele gute Freunde. Mein vollstes Mitgefühl mit den Menschen in seiner Nähe.
Da liege ich im Bus und krieg grad gar nichts mehr gebacken. Und wieder schaue ich die Lichter an, der Staub von den Rädern aufgewirbelt. Neben über und Unter mir schnarchen Chinesen. Alle unterwegs nach Shangri-La. Was für ein sagenumwobener Name. Bis vor kurzem wusste ich gar nicht, dass dieser Ort in echt existiert. In Legenden soll dort der Eingang in die Parallelwelt sein, wo die Mönche leben, die durch ihre Weisheit unsterblichkeit erlangt haben. So meinen es viele Schriftsteller. Für mich ist es wie ein Neubeginn. Ich habe das Gefühl fertig mit all den Umwegen zu sein. Endlich auf der Richtigen Strasse – Auf der Strasse nach Tibet.