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Dengfeng

Mein Comeback als Shaolin (by Luke)


Ein kleiner Traum geht heute in Erfüllung. Wenn man doch schon beim Shaolintempel ist, dann wollte ich da auch meine etwas angestaubtes Kung Fu auffrischen. Für zu viel Geld habe ich mir meinen eigenen kleinen Shaolin-Mönch bestochen, der mich dann morgens um 7.00 Uhr zuerst mal anette Halbestunde den Berg hoch und runter jagte. Anschliessend gabs unmenschliche Dehnübungen. Es ist sehr überraschend, wie fit ich noch bin. Am Ende durfte ich noch eine Reihe von Shaolin-Punches lernen, was dann richtig geil, doch sehr anträngend war. Mein Shifu erwies sich sehr ungeduldig. Bei den Chinesesn sieht das immer so toll aus und ich wohl eher wie ein Hampelmann. Ich musste lachen. *pssssssssssst!!» zischte es laut zurück.

Das Kloster der Shaolin wird inzwischen touristisch vermarktet und zählt zu den 5-Sterne Attraktionen Chinas. Das zeigt sich dadurch, dass nur noch wenige, vor allem Anfänger in den ach so heiligen Mauern trainieren, die für Zuschauer und Touristen grössten Teils zugänglich sind. Das brachte mit sich, dass die grossen der Zunft sich in die Berge zurück gezogen haben und dort ihre neue, abgeschiedene Welt geschaffen haben. Man muss acht Stunden den Berg hoch um diese Tempelanlagen zu erreichen. Gerne hätten wir das gemacht aber wir haben uns die letzten Tage so verausgabt, es war nicht daran zu denken, obwohl der Gedanke an Shaolin Mönche, die auf den Dächern rumspringen und unfassbare Dinge trainieren extrem verlockend gewesen war.

Abends sass ich dann meine Wunden leckend vor dem Hostel und treffe doch tatsächlich auf eine Schweizerin. Und was für eine. So ein richtiges Landei, die nicht wusste, wie schön sie war. Sie erzählte mir dann auch eine dazu passende Geschichte. Ihr Koffer war bei der Ankunft in Beijing nicht angekommen. Mit ihrem letzten Geld mietete sie sich in ein Billiges Hotel ein und lief mit hängendem Kopf durch die Stadt, als sie plötzlich von einer jungen Chinesin auf Englisch angesprochen wurde. «You look sad. My Chief wants to know what happend!» Stellt euch jetzt mal vor, da läufst du völlig verloren durch eine neue Welt, hast nix und dann steht da, wie sich später rausstellte, der drittreichste Chinese neben dir und bietet dir alles an, was du brauchst.

Als erstes ging es shoppen. Dann in ein Hotel, welches ihm gehörte. Er war um die 40 und von der 20 Jährigen Bernerin sichtlich angetan. Trotzdem der Gentleman, wie sein Status von ihm verlangt. Sie fant in ihrem Zimmer dann auch eine Kiste auf ihrem Bett mit dem kleinen Schwarzen für den Abend und Schmuck … ach, ich viel beinahe in Ohnmacht, als sie seinen Wert schätze.

Das alles ging dann auch gut, bis er die Dame fragte, ob sie denn seine Freundin sein wolle. Unser Landhei war natürlich total überrascht und hatte überhaupt nicht damit gerechnet (in meinen Gedanken klatschte ich mir die Hand auf die Stirn).

Ach wie Naiv Menschen manchmal sein können. Und wie diese verpeilten Menschen auch immer Glück haben? Dann noch als Frau hier in China … Ich habs ja mit der Emma gesehen, wie gut sie sich vermakten lies. Aber trotzdem immer noch erstaunlich, wie Menschen nach China reisen und überhaupt nicht erwarten, dass hier die Leute etwas anders ticken, wie sonst wo … obwohl, so anders war jetzt das auch wieder nicht. Naja, ich hielt nicht viel von ihr.

Und noch weniger, als sie mir proaktiv erzählte, dass sie mit mir keinen Sex haben wolle, weil sie ja gerade eben mit dem reichen Chinesen geschlafen hätte. Da war es für mich genug engstirnigkeit. Draussen in der Welt rumvögeln, aber zu Hause Misses Unberührt. Eine weitere Schweizer Krankheit. Unsere Bernerin hatte sie alle in sich vereint. Ich ging mit einem guten gewissen früh schlafen.

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