Temple of Heaven
Irgendwie war heute der Wurm drin.
Wir kamen am Tianmen Square an. Schon auf dem Weg viel mir auf, dass Mel zu nichts zu motivieren war und kaum sprach. Das erzeugte eine komische Stimmung, in der ich nicht wusste, ob und wie ich jetzt reagieren soll. Ich mag es nicht, wenn jemand nicht spricht, denn dann erwartet diese Person meistens etwas und um das heraus zu finden, muss man David Copperfield sein. Darauf hatte ich keine Lust und stellte sie bei eben diesem Square.
Da sassen wir nun auf dem Boden und Mel erzählte mir, dass sie es sich anders vorgestellt hat. Irgendwie einfach anders, als es jetzt ist. Ich verstehe sie bis an einen gewissen Punkt, denn klar, war die Emma präsent und ja, es war speziell, das die Melanie hier war. Jedoch habe ich nicht verstanden, was denn jetzt daran so schlimm ist. Meine Einstellung sei so deprimierend. Kam es denn so nicht rüber, dass ich mich eigentlich total freue, dass sie hier ist? Ich verstehe es bis zum Schluss nicht, aber wir schaffen es uns zusammen zu raufen und doch noch zu unserem eigentlichen Tagesziel zu pilgern – dem Temple of Heaven.
Nun, wir waren beide etwas enttäuscht. Gut, was haben wir erwartet? Emotional aufgewühlt, so dass nur das Paradies helfen kann. Nun, wir sind hald in Beijing. Ich fühle den Druck auf mir, die Mel jetzt zu unterhalten, ihr mit vollem Einsatz der Freund zu sein, der ich immer war, aber das geht hier einfach kaum. Alle diese Sehenswürdigkeiten hier in Beijing sind so unfassbar hässlich und Charmelos. Jegliches Leben darin wird von grossen Flächen und fehlender Spiritualität hinaus gewürgt. Das ist sehr schade. Aber es ist ein treues Abbild vom heutigen China. Die Informationstafeln geben auch nicht mehr Preis als, wie hoch der Tempel ist und wann er gebaut wurde. Warum er gebaut wurde oder etwas Hintergrundinformationen oder gar Geschichte, kann man dem ganze nicht entnehmen.
Gut, ich verstehe Mel nun ein wenig, wie es sein muss mit einem pessimisten, der China bereits wieder nicht mehr mag. Nichtsdestotrotz kann ich nur vermuten, dass es das ist, denn Fakten habe ich keine. Das wiederum macht mich sauer. Oh mein Gott, wenn das nur gut kommt.
Vielleicht haben wir deswegen beschlossen, dass es einen Luftwechsel braucht und wir aus der Stadt fahren. Da soll es so ein Plätzchen geben, das bei einem unrenovierten Teil der Grossen Mauer steht und einem Frieden und vor allem Einsamkeit verspricht. Die Hanna kommt vielleicht mit. Sie würde uns nicht nur als Puffer einen herrlichen Job machen, sie spricht auch etwas Chinesisch.