Aktivist?
JouJou ist eine ganz spezielle Chinesin. Nicht nur, dass sie bald einen Kanadier heiratet. Sie ist auch ein sehr offener Mensch und eine der ersten Chinesen hier auf dem Festland, die sich für die Wahrheit hinter der roten Propagandamauer interessiert. Seit Monaten besitze ich eine Sammlung von Wiki-Leak-Einträgen über Tibet. Sie wollte sie sehen. Nach 20 Minuten war sie gesättigt und die eint oder andere bittere Träne kullerte ihre runden Backen hinunter.
Wir schwer muss es sein, für jemanden, der in diesem Land aufgewachsen ist und in Treu und Glauben, alles geglaubt hat, nie hinterfragt hat. Dann kommt da plötzlich so ein Europäer daher und mit Beweisen behauptet, dass deine Lebensgrundlage auf Lügen basiert? Auf Lügen derer, die sich deine Führung nennen?. JouJou ist den Rest des Abends ziemlich deprimiert. Ich wünsche mir für sie, dass sie das ganze nun etwas weniger blauäugig betrachtet und ihr neues Wissen weise einsetzt.
Heute erhaltene FB-Nachricht aus Westchina von Ava Shackleford, die Emma und ich während eines Spazierganges durch Ulan Bator getroffen hatten.:
«hey Luke, hey Emma, we are still in Sichuan (Tibetisches Grenzgebiet auf chinesischer Seite), its a bit cooler than Beijing at least (apart from the food). Our plans are kind of on hold at the minute, because the police are sending people away from the west side (Litang and even Kanding), supposedly until Tibet reopens on the 25th, after that, we’ll go across and then down through Shangri-La to the rest of Yunnan.»
Uff. Das ist harter Tobak. Ava reist mit ihrem Freund und die zwei haben ziemlich Eier. Ich hoffe sie begeben sich in keine Gefahr!
Ebenfalls drückende Luft herrscht zwischen Emma und mir. Nicht negativ. Es ist nur, dass niemand wirklich ansprechen möchte, dass heute der letzte Tag ist. Morgen um 11.55 wird sie fliegen und man kann schon sagen, dass eine Ära zu Ende geht. Sie wird mir sehr fehlen, auch wenn ich ihr das im Moment irgendwie nicht zu zeigen vermag. Zusehr bin ich damit beschäftigt, irgendwie damit klar zu kommen Emma gehen zu lassen und nur wenige Stunden später voll und ganz für Melanie da zu sein.
Melanie ist der erste Freund von zu Hause, den ich treffe, seid ich vor mehr wie sechs Monaten in den Flieger stieg. Sie weiss viel von mir aber nicht alles. Ich bin gespannt, was sie über den neuen Lukas denkt, den sie noch gar nicht gesehen hat. Wir kennen uns seit Jahren und pflegen eine tiefe Freundschaft. Es ist ihr nicht hoch genug anzurechnen, dass sie nun mir Reisen kommt. Mann kennts ja. Viele sagen jaja, ich komm dich dann besuchen. Schlussendlich ziehen alle den Schwanz ein. Nicht sie. Ich kanns kaum erwarten :D Und ja, ich bin nervös :D
Das werden einige emotionale Tage und Beijing, heiss und vom Regen durchnässt, der passende melancholische Schauplatz.