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Ulan Bator

Ein Fest, ein Wettkampf und ganz viel Stolz


Heute geht ein Traum in Erfüllung, von dem ich es nie, aber auch gar nie erwartet habe, dass er das jemals tun wird. Klar, Arte zeigt immer Dinge, die so alternativ sind, dass du dir entweder denkst, *wow* wie krass, da komm ich eh nie hin oder *wow* um da hinzukommen, bin ich zu doof. Ja, Arte kann manchmal ganz schön frustrierend sein. Jedenfalls habe ich mir das Datum in meiner Agenda fett markiert. Und siehe da, hier sind wir und wir haben sogar Karten!

Naadam bedeutet: «Die drei Nomaden Spiele» und genau deshalb ist es bekannt als die Nomaden-Olympiade und gleichzeitig eine Art Nationalfeiertag an dem so einiges gefeiert wird. Sportlich gesehen zum Beispiel das Mongol-Bukh, das traditionelle Ringen. Mit einem Hosengurt, ähnlich der Schwingerhose, stehen sie auf dem Feld und werden von einem herrlich traditionellen Richter gewertet. Es finden oftmals 30 Kämpfe gleichzeitig statt, so dass es manchmal schwer fällt, in dem Getümmel den Überblick zu behalten.

Pfeilbogenschiessen hat durchaus auch seinen Charme, denn sie schiessen nicht auf Scheiben, sondern auf eine Art Wand aus Büchsen. Je nachdem wie gut der Schuss ist, tanzen und singen die Schiedsrichter mehr oder eben weniger. :D Es ist auch der einzige Wettbewerb, wo Kriegerprinzessinnen (Frauen) zugelassen sind. Es fällt besonders auf, dass die Athleten keine Berührungsängste haben und man als Zuschauer ganz nah ran treten darf. So nah, dass man den Wind der vorbeifliegenden Pfeile quasi spüren kann.

Dann sind da die Pferderennen, die in sechs Alterskategorien unterteilt werden. Leider sind diese weit ausserhalb der Stadt und die Strassen so verstopft, dass es für uns unmöglich sein wird, dahin zu gelangen. Zudem verlangen alle Taxifahrer für Touristen Horrorpreise. So bleibt unser Ticket leider ungenutzt. Aber wir bekommen in der Stadt sowieso genug zu sehen.

Als Letztes ist da noch das Knochenschiessen … – Moment: Spicken ist wohl das bessere Wort. Dabei wird von einer 20 cm langen, in der Hand gehaltenen, Startbahn, ein quadratisch geschliffener Knochen auf zwei ca. vier Meter entfernte Wirbelknochen geschossen, mit dem Ziel, diese geschickt wegzuknallen. Auch hier wird gesungen, wenn man gut trifft. :D Was wir eins grinsen und ich merke, wie ich besonders diesem Knochenschiessen einiges abgewinnen kann und sehr beeindruckt bin von der Präzision der Sportler! Ich bin so begeistert, dass ich mich so nahe wie möglich hinsetzen möchte. Da ist ein freier Platz und ich setze mich gleich neben die aktiven Athleten. Da bleibe ich auch sitzen und schaue mir das an. Bis ich eine Hand auf meiner Schulter spüre. Der arme Kerl, stand die ganze Zeit ohne ein Wort zu sagen hinter mir. Erst als er dran ist, bittet er mich, doch bitte von seinem Platz aufzustehen! :D

Herrlich sind auch die wunderschönen, traditionellen Kostüme, die alle tragen. Es ist ein Traum.

Viele Mongolen kommen auf uns zu und sprechen uns an. Nicht um irgend etwas zu verkaufen, sondern weil sie stolz sind auf ihr Fest und umso stolzer werden, wenn sie spüren, dass es auch den Gästen aus dem Ausland gefällt. «Welcome to Mongolia»! «Thanks my friend, we love your country.» =) Die Westler sind auch begehrte Interviewpartner für die TV-Kamera. Emma und ich geben einiges an Auskunft über die Beweggründe unseres Hierseins. :D

Zu unserem und sicher auch zum Leidwesen der Athleten, scheint die Sonne sehr stark heute – wenn nicht sogar zu stark. Nahe dem Hitzschlag begeben wir uns nach schnell vergangenen Stunden am Fest ab nach Hause und verschlafen ungewollt den Rest des Tages. Wir sind so groggy, das wir leider auch das grosse Feuerwerk am Abend vergessen haben. Plötzlich werden wir von den Böllerknallern geweckt. Wie von der Tarantel gestochen, jucke ich aus dem Bett und bewundere in der Unterhose auf der Strasse stehend, das tolle Spektakel am Himmel.

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