Eine Stadt schmückt sich
Naadam steht bevor. Bereits vor unserer Abreise in die Wüste, waren überall in der Stadt fleissige Handwerker dabei, alles auf Vordermann zu bringen. Schaut man jetzt, zwei Tage vor Beginn des Nationalfestes in die Strassen, so hängen überall Flaggen und über den Hauptstrassen sind LCD-Werbetafeln angebracht. Zudem wird praktisch jeden Tag irgendwo ein neuer Park eröffnet, der passend zum Fest renoviert wurde. Ebenso um die Ecke unseres Hostels. Wo seit der Ankunft vor gut drei Wochen Eisenverschläge standen, prunkt jetzt eine Parkanlage mit reichlich Grünfläche und Springbrunnen. Das ist doch ein sehr ungewohnter Anblick im Vergleich mit dem Rest der Stadt. Es ist halt Naadam und an Naadam ist alles etwas anders. Zudem geht es der Wirtschaft gut, was auch erklärt, woher das Geld für solche Spässe kommt.
Wir besuchen die prunkvolle zeremonielle Übergabe der Heiligtümer auf dem Hauptplatz. Vor den Augen Dschingis Khans werden die Heiligtümer von Reitern, die in ihren Autfits Dschingis um nichts nachstehen, quer durch die Stadt zum Stadion getragen. Dort wird übermorgen die Eröffnungsfeier stattfinden. Und wir sind dabei! Wir haben übers Hostel Tickets ergattern können. Ich freue mich sehr auf dieses Erlebnis. Es war stets ein Traum von mir, mal an so einem Kulturellen Anlass dabei zu sein.
Den heutigen Tag verbringe ich mehrheitlich mit BüroBüro. Emma organisiert unsere Zugtickets vom 14. Juli zurück nach Beijing, und ich ihren Flug nach Hongkong, von wo aus sie nach Stockholm fliegt, plus die Unterkunft. Zudem benötige ich Stunden für das, was ihr hier lest.
Während dieser Arbeit belausche ich etwas unsere Roommates. So finde ich heraus, dass Ulan Bator ein U-Bahn-Projekt am Start hat. Das klingt zwar etwas abstrakt, allerdings würde dem ständig stillstehenden Verkehr in der Stadt etwas Entlastung nicht schaden. Ich stelle mir vor, wie zwischen all den Ger’s plötzlich eine Metrostation auftaucht. Die neuerlichen Funde von Gold und Öl wird diesem Unterfangen Rückenwind geben.
Vielleicht werden sich dann eines Tages das Atom- und Kohle-Kraftwerk nicht mehr im Stadtzentrum befinden …