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Bayan Önjüül – Tsogt Ovoo

Gobi Trip 2 – Des(s)ert anyone?


Die Nacht ist alles andere als angenehm. Das liegt daran, dass ich mir im Schulter-Rücken-Bereich etwas eingeklemmt habe. Das passiert mir leider öfters und immer dann, wenn ich Ferien habe. Ich erinnere mich ungern an Norwegen, wo es drei Wochen anhielt und die Entzündung nur mit Antibiotika wegzukriegen war.

So liege ich heute ziemlich flach. Flach wie die Wüste, durch die wir fahren und platt wie der Reifen, den wir kurz danach wechseln müssen. Aber das ist kein Problem für unseren erfahrenen Driver. Jack fährt seit zehn Jahren als Buschauffeur durchs Land und für ihn ist dieser Auftrag mit uns ein Glücksfall. Wir sind ihm auf der Strasse begegnet und er war uns sofort sympathisch. Er nimmt sich auch gleich sieben Tage Zeit für dieses Abenteuer und fährt uns nun zu einem fairen Lohn durch die Wüste. Er kennt sie sehr gut, denn er ist selbst in einer Nomadenfamilie aufgewachsen. Zur Zeit der Sowjetunion war er Panzermechaniker in der Armee, was er stolz mit einem Tattoo auf seinem Arm verewigt hat.

So sitze ich, boy on pills, ziemlich zugedröhnt auf meinem Sitz und realisiere durch die Augenritzen, wie sich die Natur langsam zu verändern beginnt. Aus einem endlos grünen Schnittlauch- und Steingemisch wird Dürre und es wird wärmer. Die Sonne scheint stärker und die Abwechslung wird rarer. Dafür ist sie nun da, die unheimliche, unendliche Weite der Wüste Gobi.

Ich erwache erst aus meinem Scheintod, als am späten Nachmittag plötzlich die Reifen quietschen und Jack zur Rauchpause schreit. Was wir erst beim Aussteigen feststellen, wir sind inmitten einer wunderschönen Lime­stone-Formation. Rote Klippen erstrecken sich über den Horizont und mein Fotografenherz pocht vor Freude. Obwohl ich heute nur halb anwesend bin, ist die Ausbeute mal wieder beachtlich.

Zwischen Antonio und mir entsteht ein kleiner Fotowettkampf. Er mit seiner saumässig teuren Spiegelreflex mir vier verschiedenen Objektiven, darunter ein Fischauge, läuft mir dauernd nach und klaut meine Motive … =) Schlussendlich stelle ich fest, dass ich mit meiner dürftigen Ausrüstung trotzdem mal wieder den ertragreicheren Tag habe. *phä* :D

Die Nacht verbringen wir in der Wüste. Umgeben von Kamelen, die der Familie gehören, bei der wir heute wohnen. Das ist so fantastisch hier. Die meisten Mongolen verfügen über ein Lagerzelt. Wenn es nicht mehr weiter geht, machen sie einem gern für ein paar Dollar ein Nachtlager daraus und freuen sich über den aussergewöhnlichen Besuch. Draussen klönen die Kamele vor sich hin. Sie klingen eher wie weinende Kleinkinder als stolzes Getier … klingen die immer so? Es ist inzwischen spät nachts, kann die bitte jemand abstellen? :D

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