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Khövsgöl Nuur Nationalpark – Tsagaan Nuur

We’re Shamanized!!!


Wieder sitzen wir in unserem inzwischen lieb gewonnenen Ger, essen gerade mongolische Dumplings mit viel FLEISCH und schauen den flackernden Kerzen zu. Wäre unser Zeitplan nicht so eng, dann würden wir hier sofort noch einige Tage bleiben.

Dawa, das Familienoberhaupt, hatte gestern die spontane Idee, den Rentierhirten im Nordwesten einen Besuch abzustatten. Was hier einer spontanen Idee entspringt, ist etwas, was sonst nur selten zu erleben ist. Die ethnische Minderheit der Tuwa’s lebt zurückgezogen in den Wäldern und ihre Lebensart ist der der Samen nicht unähnlich. Wieder einmal durchqueren wir wunderschöne Wälder und Felder, deren Farben so intensiv sind, kaum vorstellbar, entlang dem Khövsgöl Nuur See, in dem sich gut zwei Prozent des weltweiten Trinkwassers befinden. Ich nehme mir einen Schluck mit. Der Rest ist für euch.

Bei den Hirten angekommen, sind wir zwar fasziniert, dann aber etwas enttäuscht. Auch hier, in diesem entlegenen Ort sind die Touristendollars angekommen. So zog diese Familie aus ihrem Territorium zum See und sobald sie uns sehen, wird ein Arsenal an Touristensouvenirs ausgerollt. Ebenfalls haben diese Hirten nur zehn Tiere, obwohl wir laut Wikipedia an die 700 erwartet hätten. Nun ja, was will man? Wenn man es von einer anderen Seite betrachtet, ist es ja irgendwie auch schön, dass man die Ur-Nomaden nicht innert einer kurzen Fahrt erreichen kann.

Dawa aber erfährt in einem Gespräch mit den Tuwas von einer Schamanen-Priesterin, die ihren Sitz ganz in der Nähe zu haben scheint. Wir lieben Dawas Ideen grundsätzlich und schwupps sind wir da mitten in einer Zeremonie. Es sei eine Ausnahme, weil sie selten Fremde in ihrem Waldhaus begrüsst. Das Waldstück ist dekoriert mit verschiedenfarbigen Stoffstücken, jedes einem anderen Gott gewidmet. Als sie dann auf ihrer Trommel zu spielen beginnt und zu dem monotonen Rhythmus in Trance fällt, hängen uns erst mal die Kiefer runter und wir trauen kaum uns zu rühren. Als wären sie von der freigesetzten Energie angelockt worden, schleichen etliche Wildpferde um den heiligen Ort … Es ist ein magischer Moment für uns alle, in dem ich mich der Natur so nahe fühlen darf, wie noch selten zuvor. Was wir bei den Tuwas nicht gefunden haben, dürfen wir nun hier erleben. Pure Kultur.

Wer durch die Mongolei reist, so wie wir, der wird schmutzig. Am Abend schleichen Emma und ich uns mit unserem Dreck davon. Wir haben ­gehört, dass es im nächsten Camp eine Dusche geben soll. Das können wir uns nicht entgehen lassen und gönnen uns eine weltklassige heisse Brause. Das Abwasser muss kontaminiert werden =).

Wirklich schade, dass wir morgen weiter müssen. Dieser Flecken Erde in seiner Unberührtheit und Reinheit wird mir fehlen. Auch die Gastfreundschaft von Dawa und ihrer Familie wird in Erinnerung bleiben. Sie hat mir auch offen gesagt, dass sie gerne weiter Touristen durchs Land führen möchte. Wir geben ihr einige Adressen von Hostels aus Ulan Bator. (Stimme aus dem Off: Dawa hat inzwischen einige Verträge mit eben diesen Hostels abgeschlossen und führt nun öfters Rucksacktouristen durch ihre wunderschöne Heimat.)

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