Mongolian Horsetrip Tag 3 – Immer im Kreis.
Wir haben gut geschlafen. Es ist ein wohliges Gefühl in einem Zelt zu schlafen und die volle Gastfreundschaft von Matschak und seiner Familie zu erfahren. Nach einem heftigen Frühstück mit geräuchertem Käse, etwas Pferde-Trockenfleisch und Keksen, machen wir uns auf den Weg.
Wir kommen gut vorwärts. Wir haben die Pferde schon besser im Griff und machen nur noch wenige Pausen. Es passiert nicht viel. Wir überqueren Hügel und Täler. Ab und zu ist da mal ein Ger und sonst nichts. Aber das braucht es hier draussen auch nicht. Die Natur ist an sich so schön, dass wir uns kaum sattsehen können. Laut unserer Karte sind wir schon weit vorangekommen. Weiter wie gedacht und haben die Zeit, die wir gestern verloren haben, wieder aufgeholt.
Es ist so etwa kurz nach vier Uhr nachmittags, als Emma plötzlich meint: «Lukas, I’ve seen this tree before». Man muss kurz anmerken, dass es in der Mongolei nicht viele Bäume gibt. Wenn Emma also meint, sie hätte diesen Baum schon mal gesehen, dann ist das eine Feststellung, die mir gar nicht gefällt. Wir beschliessen noch etwas weiterzureiten. Dieses Tal noch und den nächsten Hügel packen wir auch noch. Die Pferde sind super fit und mit wenigen Pausen kommen wir klar.
Doch dann passiert es … Emma hatte recht. Den Baum haben wir tatsächlich schon mal gesehen. Nämlich kurz bevor wir gestern zum Ger der Tuuls kamen. Es trifft tatsächlich der «worst case» ein – wir sind souverän den ganzen Tag im Kreis geritten. Und da steht auch schon Matschak, der offensichtlich seinen Spass an unserem Missgeschick hat. Wir liessen uns heute einfach gehen, ich schaute nie wirklich auf den Kompass und prompt ist es passiert, will ich ihm erklären.
Doch bevor wir gross etwas sagen können, meint Matschak «This is destiny. It’s for a reason that you guys are back. I need horses. And I got something to trade.» Haha, so ist das also :D Durch die Blume teilt uns Matschak mit, dass er es für keine so gute Idee hält, dass wir unsere Reise auf diese Weise weiterführen würden. Nun gut, nach diesem Tag stimmen wir ihm auch zu.
Er führt uns hinter das Haus, wo wir unseren Augen kaum trauen. Unter einer Blache steht dort ein alter, russischer 4 x 4 Bus, etwa in der Grösse eines VW-Busses. Und diesen will er mit uns tauschen. Emma und ich müssen nicht lange überlegen. Klar wollen wir die Karre! Genug haben wir von den Pferden und auch vom Muskelkater, den das Reiten uns jeden Tag aufs Neue bereitet. Nun stellt sich nur die Frage, wer denn das Ding fahren soll. Emma und ich haben nämlich beide keinen Führerschein. Auch dafür hat Matschak eine Lösung und hämmert fleissig auf sein Handy ein.
Jawohl, auch Nomaden haben heutzutage Handys. Aber das fällt mir gar nicht wirklich auf, denn mal wieder wissen wir kaum wie uns geschieht. Nur eine halbe Stunde später trifft Khladat ein. Er wird uns als Driver vorgestellt. Er spricht zwar kein englisch, aber Matschak meint, er sei the King of the Dirt Road. Für zehn Dollar am Tag wird er uns begleiten, so lange wir wollen! Das wars. Der Deal ist besiegelt.
So sind wir jetzt in Besitz eines Geländefahrzeuges, das wir eben für die drei Pferde getauscht haben. Khladat fährt seelenruhig über Hügel um Hügel, während Emma und ich schlafen, so gut das bei der holprigen Angelegenheit geht – und als wir aufwachen, ja, da sind wir schon beim Amarbayasgalant Monastery – dem sagenumwobenen Tempel, dem Ziel unserer Pferdereise … Wir sind so unglaublich glücklich und obwohl uns die Vierbeiner bereits etwas fehlen, herzen wir an deren Stelle heute Khladat und auf Distanz auch Matschak. Was für Menschen. Was für wunderbare Menschen.
Wir schlafen heute im Haus einer mongolischen Familie. Bekannte von Khladat, von dem wir mit Hand und Fuss erfahren, dass er schon seit Jahren Touristen durch das Land fährt und zufällig vor Ort ist. Wir wissen noch nicht genau, wohin es jetzt geht, denn plötzlich haben wir Zeit und sind mobil. Zum grossen Glück ist noch eine andere Gruppe hier, deren Führer uns dann zumindest die Namen der Orte aufschreibt, die wir nun anfahren werden. Sie lassen uns auch einen alten Lonely Planet da, der uns noch viel helfen wird, da bin ich mir sicher. So sitzen wir alle zusammen und ernten ungläubige Blicke für unsere Geschichte.