top of page
Trans-Mongolian Railway Tag 2 – Ulan Bator

Run to the Sun … Oder: Saufen mit Tschechen kann sich rächen


Der Smog und die grauen Geisterstädte, in denen wir teilweise halten, weichen grasgrünen Feldern, Bergen und wir erspähen hirtenlose Schafe, Pferde und Kühe auf weiten Feldern ohne irgendwelche weitere Anzeichen, menschlicher Existenz, noch immer der Sonne entgegen.

Beim Abendessen treffen wir auf Micha, einem in England wohnhaften Slowenen, der Tauchforscher ist und die todsichere Idee hat, in China durch das Recycling von Magneten eines Tages steinreich zu werden und der in der Mongolei ab und an Touren anbietet. Er ist einer dieser Geschichtenerzähler, die, wenn einmal losgelassen, nicht mehr zu stoppen sind. Solche Menschen können gefährlich sein, weil das Gegenüber dann genügend Zeit zum Trinken hat. Innert 1.5 Stunden verschwinden zwei Flaschen Weisswein in meinem Magen und das soll nicht gutkommen. Besonders nicht, als wir spät nachts an die Grenze kommen …

Alle Passagiere werden gebeten den Zug zu verlassen. Um die letzten Zollformalitäten zu erledigen. Ich hab von dem Ganzen in meinem Rausch natürlich niiiichts mitbekommen und renne panisch dem abfahrenden Zug hinterher. Im letzten Moment konnte ich die Tür aufreissen und in unseren Wagon stürmen. Phu! Doch noch erwischt. Sichtlich überrascht, dass ich der Einzige im ganzen Wagon bin, frage ich nicht weiter, sondern lege mich auf mein Bett. Dann haben halt alle anderen den Zug verpasst und ich nicht! :D

Plötzlich rumpelt es und ich erwache aus meinem komatösen Dösen. Was ist mir schlecht. Hört auf zu rumpeln da draussen! Oh mein Gott, als ich nach draussen sehe, steht der Zug in einem Hangar, umringt von vielen, kleinen Chinesen mit gelben Helmen und Werkzeugen in der Hand. Ich muss träumen. Plötzlich erhebt sich der Zug in die Höhe und als hätte er nichts besseres zu tun, schaukelt er hin und her … Das ist für meinen Magen zu viel und ich tue gut daran, dies zu beheben. Ich erinnere mich nur noch, wie es einige Male heftig rumpelt und auch, dass die Toilette verschlossen gewesen ist … alles andere bleibt in schleierhafter Erinnerung.

Als ich dann endlich erwache, ist bereits morgen früh und wir haben die Grenze wohl schon laaaange passiert. Emma ist auch wieder zurück im Wagen, als wäre sie nie weggewesen und erzählt mir, dass sie mich am Bahnhof panisch gesucht haben. Erst als der Zug aus dem Depot zurückkam, hätte mich Micha durch das Fenster entdeckt, friedlich schlafend. Klassischer Blackout. xD

Ach sooooo war das! Der Zug musste in den Hangar, wo er neue Räder bekam. Die mongolische und die chinesische Bahn haben eine andere Spurbreite. Haha, und ich denke, Aliens wollten mich entführen. Emma ist krass. Sie füllte auch meine Formalitäten aus und brachte mich so durch die Grenzkontrolle. Dass ich danach mal geweckt wurde, um das Ausreiseformular zu unterschreiben, weiss ich nicht mehr. :D

Wir haben soeben die Wüste Gobi passiert und merken, wie das Land steppiger wird. Bald werden wir in Ulan Bator ankommen und dann gehts auf die Suche nach unserem Hostel. Alles halb so schlimm, denn die Sonne taucht alles, was sie erfassen kann, erneut in ihr schönstes Orange und lässt unserer Fantasie freien Lauf.

Anchor 1
bottom of page