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Beijing

Eine etwas spezielle Idee.


Da sind wir nun, Beijing. Die Hauptstadt des bevölkerungsreichsten Landes der Erde. Es fühlt sich ehrenvoll an durch die anmutigen Strassen zu laufen, die unterschiedlicher zu Chengdu nicht sein könnten. Böse Zungen behaupten, das sei wegen Olympia. Strukturiert und sicher. So sehr, das es schon fast manisch wirkt. Oder als würden die Menschen wie Schäfchen durchs Gehege geleitet, anders sind nämlich Strassen nicht zu überqueren. Nach den gestrigen Regen ist von Smog keine Spur und die Stadt zeigt sich erstaunlich bunt und lebendig. Auch der Olympiapark, wo wir uns früh morgens wiederfinden. Emma und ich fühlen uns sofort wohl. So wohl, dass wir keine Probleme haben, uns mit unserer neusten Errungenschaft an die Strasse zu stellen. Einem Schild auf dem in schönstem Chinesisch steht: «Bild mit blonder Frau: sieben Yuan!»

Da bleiben auch schon die Ersten stehen, schauen verdutzt und gehen weiter. Hmmm, vielleicht ist das Ganze doch nicht so eine gute Idee, denken wir. «Es ist ja auch erst 8.00 Uhr früh, hättest du gern ein Bild von mir um 8.00 Uhr früh?» meint Emma keck. Und Recht hat sie. Dann müssen wir die Leute eben etwas motivieren. Ich gehe zu einer Familie, die zu uns rüber starrt und mache mit meinen Händen die weltweit bekannte Geste für Foto-machen. Da steh ich nun, mit meinen Händen eine Kamera formend, die ich mit meinem Zeigefinger gekonnt auslöse und der Vater guckt mich mit Fragezeichen in den Augen an. Phu, da versteht einer gehörig Bahnhof. Dann plötzlich entdeckt er das Schild und seinem wilden Rumgefuchtel entnehme ich, dass der Groschen gefallen ist und er Feuer und Flamme von unserer Idee ist. Dann gehts los. Zuerst Foto mit Mutti. Dann mit Töchterlein, dann mit Töchterlein und Mutti, dann mit Papa, dann die ganze Familie und in der Mitte stets grinsend – Emma, bestens amüsiert und erstaunt lachend, als ich mit den 35 Yuan wild wedelnd ankomme und sage: «It’s payday, honey!»

Jetzt ist der Bann gebrochen. Von nun an will jeder ein Foto mit Emma. Wir staunen nicht schlecht, als sich zum Teil sogar eine kurze Schlange zu bilden droht. Hier ein Klick und da ein Foto mit Tendenz steigend, so dass wir nicht mal eine Mittagspause einlegen. Gegen 2.00 Uhr können wir nicht mehr, packen unser Schild ein, sagen brav «Nihau-ma» und düsen davon – mit einer gefühlten Tonne an kleinen Geldscheinen in der Tasche.

Wir haben ja heute noch einen wichtigen Termin! Auf uns wartet nämlich noch der Gang zur Agentur, von der wir hörten, dass sie Zugfahrkarten in die Mongolei verkaufen. Der Zug fährt bloss zweimal die Woche und wir wollen den am Dienstag erwischen. Weil heute Samstag ist und die Botschaft geschlossen ist, heisst das, wir müssen bis Montag warten und so tun wir, was wir können und informieren uns über die begehrten Zugfahrkarten. Das endet in unserer ersten Metrofahrt und erneut klappt unser Kinnladen runter. Zwei Yuan (20 Rappen) für eine Fahrt im ganzen Netz! Das ist selbst für chinesische Verhältnisse billig. Ich bin begeistert. Glücklicherweise können wir zwei Zugfahrkarten reservieren. Jedoch müssen wir am Montag zurückkommen und sie abholen. Der Drucker geht grad nicht.

Wir können es kaum erwarten, im Hostel unseren erwirtschaftete Beute zu zählen. Das dauert eine Weile, weil es viele, kleine Geldscheine sind. Plötzlich springt Emma hoch, zieht alles aus, was sie noch trägt und beginnt die Banknoten in die Luft zu werfen und zusammen rufen wir im Chor: «4000 Yuaaaahaaaan, 4000 Yuaaahaaan!!!!!!»

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