top of page
Chengdu

The Grey Wall of China


Was für ein Spiel gestern Nacht. Ich muss sagen, das hatte was, Hanspeter Latour und den komischen Moderatoren von DRS News zuzuhören. Aber immerhin habe ich das Wichtigste verstanden. Nämlich wie gut die jungen Schweizer gegen das grosse England gespielt hat (2:2). Heute versuche ich das YouTube-Video irgendwie geladen zu kriegen. Ich muss das sehen! (Stimme aus dem Off: Es sollte drei Monate dauern, bis ich die Bilder zu Gesicht bekomme).

Neben den Temperaturen, sollte hier dem Wetterbericht noch eine Grauskala hinzugefügt werden. Ich spasse nicht. Solltet ihr auf Fotos einen blauen Himmel sehen, seid euch sicher, dass die genausogut photoshoppen wie ich. Man sagt, der ganze Staub in der Luft würde von den unzähligen Baustellen kommen. Ich sage, es ist SMOG! Als ich dann heute höre, dass soeben ein neuer Tarnkappenbomber getestet wird, kann ich mir nicht verkneifen, schmunzelnd hinzuzufügen, dass hier solange es in der Smog-Wolke fliegt, jedes Flugzeug ein Tarnkappenbomber ist. Heute ist der grauste aller grauen Tage bisher. Wir nutzen den Tag zum Wäsche­waschen und erneutem Aussortieren der Rucksäcke. Später gönne ich mir noch einen chinesischen Haarschnitt. Für drei Dollar zaubert mir der geschulte, flinke und sichtlich erfreute Coiffeur eine lustige, leicht kommunistische Frisur. Nicht oft erhält er die Gelegenheit an nicht-schwarzem Haar herumzuschnipseln. Umso mehr will er Emma weismachen, dass ihr blondes Haar etwas ungepflegt sei und er ihr gerne etwas Pepp verleihen würde. Wie gerne hätte ich das jetzt gesehen! Emma leider nicht *wie schaaaade*.

Den Nachmittag verbringe ich damit, kleinen Kindern englische Zahlen beizubringen, während sich Emma das berühmte Panda Breeding Center in Chengdu anschaut. Ich warte draussen, weil ich Melanie versprochen habe, nicht ohne sie Pandas anzugucken. Da kann man drüber denken, was man will, für mich passt das so. :) Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie Pandas in diesem Smog gesund aufwachsen können, aber es scheint zu funktionieren. Emma bringt auch die News mit, dass die durchschnittliche Lebenserwartung einer Spezies bei sechs Millionen Jahren liegt und die Pandas mit gut neun Millionen Jahren schon weit drüber sind. Das erklärt auch ihre «unangepasste» Lebensweise. Ich meine Bambus kann für so ein Tier nicht nahrhaft genug sein um es zu schaffen, ein Junges auf die Welt zu bringen, dass entwickelt genug ist, um zu überleben. Die Zeit der Pandas ist abgelaufen.

Den Abend verbringen wir mit Long-Nose Mike, einem seit Jahren in China englisch-unterrichtenden Kanadier, in der Hostelbar. Er ist beim Reisen hängen­geblieben und unterrichtet seither in verschiedenen Städten Chinas für gutes Geld Englisch. Er hat keine Ausbildung und schon gar kein Diplom. Jedoch ist das Bedürfnis nach Englisch so sehr vorhanden, dass hier jeder eine Stelle findet … Eine interessante Überlegung.

Mit Emma läuft alles gut. Sie hat inzwischen angefangen Thai-Chi auszuüben und fühlt sich pudelwohl, was sie immer noch in den abstraktesten Momenten mit mir teilt. Ich mache mir wirklich etwas Sorgen, ob das gut geht, denn wir haben noch einiges vor uns. Ich bin froh, so eine Reisepartnerin zu haben, die einfach hier ist, selbstständig was unternimmt und Vorschläge bringt. Wenn alles an mir hängenbleiben würde, wüsste ich nicht, ob es funktionieren würde.

Anchor 1
bottom of page