Mein Leben in Chengdu, mit einem Lächeln auf den Lippen
«Dear Lukas, Dear Emma,
I was at the TTB Office today and there were many other agencies. All permits were postboned and the goverment has to give his okay to issue every single permit at the moment. We all have to wait at least till monday next week. I also cannot try to book the train, because I need the permit for that. So we all have to wait to monday. I wish I had a different answer.»
Auch wenn die Sache immer unwahrscheinlicher wird, so versuche ich das Ganze mit buddhistischer Ruhe zu meistern und mein Karma nicht zu fest zu belasten. =) Das Hostel, in dem wir uns befinden, ist bekannt für das Verkaufen von Tibet-Reisen und selbst hier reagiert man komisch auf jegliche Fragen, als dürfte sich zum Thema «Jubiläum» nicht geäussert werden. Ab jetzt bin ich wirklich sehr gespannt, wie das hier noch endet. Wir warten auf jeden Fall bis Montag und dann muss etwas Zuversichtliches passieren.
Nachdem ich gestern noch meine Wäsche wusch und meinen Rucksack gründlich ausräumte, kam uns die Idee, mal wieder was nach Hause zu schicken. Also gehts ab ins Postoffice. Die Chinesen funktionieren beim Thema «sich Anstellen» etwas anders wie wir gesitteten Europäer, was ich ja bereits bei meiner ersten Einreise feststellen durfte! *lach* Ich habe dieses Phänomen schon öfters beobachtet, aber auch hier gilt: Der Stärkere überlebt. Von rechts und links wird da um den Schalter gedrängelt und wenn man nur zehn Zentimeter zu weit weg von seinem Vordermann steht, kann es sein, dass jemand, der gerade in den Laden kommt, sich einfach dazwischen stellt. *^^* Als absoluter Höhepunkt des Kindergartens schliesst dann auch noch die Post genau vor unserer Nase. Uns kommt der Gedanke, dass wahrscheinlich niemand englisch kann und sie uns deshalb nicht bedienen wollen. Der Chinese verliert nicht gerne sein Gesicht, also schliesst man das Postoffice kurzerhand fünf Minuten früher. :D
Emma spürt natürlich, dass es mir nicht gut geht. Sie hat jedoch inzwischen ihre eigenen Wege gefunden mich aufzuheitern. Ich bin und bleibe ein Mann.
Die Motivation ist zurück und ich bin ihr was schuldig. Sie will die Stadt erkunden. Wir streunen durch einen wunderschön altertümlichen Markt, auf dem es mal wieder alles zu sehen und zu kaufen gibt, was das Herz begehrt. Ich versuche sie von Fischköpfen zu überzeugen. Wir entscheiden uns dann aber für etwas Süssgebäck und einem schwarzen Ei. Sowas hab ich ja noch nie gesehen. Das Ei ist innen drin einfach schwarz! Sieht aber aus und riecht wie ein normales, hartgekochtes Ei. Herrlich :D So vergehen die Stunden. Am Abend trifft Emma im Hostel einen Landsmann und wir verbringen die Nacht bei gemütlichem Zusammensitzen, bei ein paar Bierchen und schmieden Pläne für morgen. Wir wollen den tibetischen Markt hier in Chengdu besuchen und uns einige Tempelanlagen anschauen und am Abend ein Tischtennisturnier oder eine Reggae-Party gönnen. :D Ich bin sehr gespannt. Irgendwie müssen wir ja die Zeit totschlagen – mit einem Lächeln auf den Lippen.