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Hongkong – Chengdu

Die Hoffnung nicht aufgeben

​Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg nach Chengdu. Unser Flug geht von Shenzhen. Das ist die Stadt, die die Chinesen aufs Festland vor Hongkong gebaut haben, um auch etwas vom hongkonger Wirtschaftskuchen abzukriegen. Das haben sie hervorragend gemacht. 1979 lebten in dem Stadtgebiet gerade mal 30 000 Einwohner. Heute sind es offiziell neun Millionen und inoffiziell deren zwölf. Zusammen mit den nahegelegenen südlichen Metropolen wie Guangzhou, soll in den nächsten Jahren eine Megacity entstehen, die über 100 Millionen Menschen ein Zuhause gibt.

Der Vorteil für Touristen sind die billigen Inlandflüge. Für CHF 50.– fliegen Emma und ich in drei Stunden nach Chengdu. Wir wollten ja eigentlich den Bus oder Zug nehmen, jedoch kann oder will uns keine Agentur etwas Derartiges verkaufen. Sold out! Sold out! Ich glaub euch nichts mehr, meine Lieben. Am Bus- und Zugbahnhof gibt es nur noch überteuerte Luxusangebote … und so wird eben wieder geflogen. Ich fliege inzwischen nicht mehr so gern. Ich habe es schon mal gesagt, das ist für mich einfach nicht backpacken. Man soll doch die Veränderung spüren und nicht einfach alles überspringen. Wo ein Gebirge beginnt oder wie das Land trockner wird, bis da die Wüste ist.

Es braucht schon etwas Effort, aber nach Shenzhen zu kommen ist nicht all zu schwierig. Inzwischen habe ich bereits fast jede Möglichkeit einmal ausprobiert. Heute entscheiden wir uns für die Subway. Man nimmt die U-Bahn in Hongkong, fährt bis an die Grenze und geht dort zu Fuss durch den Zoll. Anschliessend wimmelt man alle Taxifahrer ab, die einem für den guten Preis von 350 Yuan an den Flughafen fahren wollen und nimmt den Flughafenbus etwas weiter vorne für zehn Yuan. In Chengdu angekommen wimmelt man wieder alle Taxifahrer ab und nimmt den Bus Nummer 303 in die Stadt, von wo man per Taxi wunderbar überall hinkommt, wo man hinmöchte. Mensch, was sind wir inzwischen gut. =) Wir checken ins Sim’s Cozy Garden Hostel ein. Ein japanisches Backpackerpärchen hat sich hier inmitten von Hochhäusern eine kleine Oase geschaffen, in deren Mitte ein japanischer Garten und ein Koi-Teich schlummern. Der erste Eindruck ist super!

Natürlich ist das Internet mal wieder zensiert. Kein Zugriff auf meinen Blog, keine E-Mails und kein Facebook. Meine Tools, die in Taining noch funktionierten, gehen hier nicht mehr.

«Dear Lukas, thank you for your patience. I was at the permit office in Lhasa today and it seems like they force all the agencies to not sell any long trips because of the lockdown around 24th of june. there is still a little chance. All the best, David»

Da scheidet sie hin, unsere Tour. An die kleine Chance glaube ich nicht. Nichtsdestotrotz bleibt uns vorerst nichts anderes übrig, als hier in Chengdu zu warten. Denn wenn es wider Erwarten doch losgehen sollte, dann kann das innert weniger Stunden sein. Obwohl wir nur ein paar Tage am gleichen Ort sein werden, kann ich mich nicht damit abfinden. Ich möchte nicht hier sein, sondern woanders! Ich habe nicht viel Geld und möchte es nicht verschwenden. Ich will es für Dinge ausgeben, die ich möchte und sicher nicht hier in Chengdu auf die Willkür der chinesischen Regierung angewiesen sein. Es fühlt sich an, als würd ich mit dem Kopf voran gegen die grosse Mauer rennen. Ich hab ja böse Geschichten gehört über Menschen, die nach Tibet wollten und nun stecken wir hier selbst mitten in einer drin.

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