Eigentlich sollte ich ja Jubiläum feiern …
… denn heute bin ich nun genau fünf Monate von zu Hause weg … aber es kommt nicht so … weil jemand anderes auch feiern möchte …
«Dear Lukas, thank you for your Tour Booking. We have to say, that at the moment the trains to Tibet are very busy because of the an annual festival. But I check my personal contacts if I can get tickets for you. You may have to be flexible. We still don’t know how the situation will be around the 24th of June. Clear is, that no permits will be issued for these dates. Thank you for your Visa and Passportcopy. I’ll do my best. – David»
Das klingt nicht gut. Ab dem 23. Juni finden in Tibet die «Feierlichkeiten» zur «friedlichen» «Befreiung» durch die chinesische «Volksarmee» statt. China schliesst in dieser Zeit sicherheitshalber die Grenzen für westliche Touristen und schmeisst die, die im Land sind raus, um Platz zu machen für chinesische Besucher, die in Lhasa nicht mehr sehen (dürfen) als der Stolz chinesischer Expansion. Dazu gehört auch die viel beschriebene Tibet-Bahn, die Chinesen en masse aus Beijing und Chengdu aufs Plateau befördert – und uns am Bahnsteig stehen lässt, so wie es aussieht.
Das sie Aufstände vom tibetischen Volk erwarten, erwähnen wir hier nicht, sondern machen dasselbe wie das chinesische Fernsehen – BLACKOUT. Somit stehen unsere Pläne plötzlich vor der Unmöglichkeit und der ganze Aufwand, auch emotional, gerät ins Wanken. Emma verhält sich erstaunlich ruhig, sie ist im Moment einfach mit ihrem Entscheid zufrieden, noch nicht nach Hause geflogen zu sein, und lässt Tibet mal Tibet sein.
Am Abend dann treffen wir Patrick. Zusammen erforschten wir noch etwas Hongkong, genehmigen uns ein paar Bierchen und stussen über die gute, alte Zeit in Taining. Leider bin ich mal wieder sehr schnell sehr müde. Das liegt einerseits daran, dass meine Verdauung noch immer nicht richtig will, andererseits an der Angespanntheit wegen dieser Tibet-Geschichte. Ich merke, wie es mich richtig herunterzieht und mir sämtliche Lust raubt. Ich habe seit Tagen nicht mehr herzhaft gelacht. Vielleicht sollte ich mir eine dieser Smiley-Masken kaufen. Dann sieht es zumindest so aus, als wäre ich happy.