Okay, das ist jetzt krass!
*Wuusaaaa!!!* (Wie bitte?) Ich habs geschafft. Ohne grössere Unfälle bin ich zurück in Hongkong. Inzwischen scheine ich den Vibe etwas rauszuhaben. Hatte ich nämlich total verpasst, Emma nach ihrem Aufenthaltsort zu fragen, besteige ich am Flughafen ein Taxi und frage nach «Cheap Hostel, Nathan Road», denn ich bin mir sicher, sie hat das auch getan – und ich liege prompt richtig. Wer winst mir überrascht entgegen, als ich aus dem Taxi steige? Emma :D Hab ich sie! Rausgepickt aus ner Millionenstadt durch das Stellen der gleichen Frage, die sie wohl am Abend zuvor bei ihrer Ankunft auch gestellt hatte.
Emma ist gross, sicher um die 1.80 m. Auf jeden Fall überragt sie mich. Ihr blondes Haar ist vom Schweiss etwas strähnig, trotzdem kommt ihr knuffiges Gesicht gut zur Geltung. Mir fiel damals schon auf, dass sie nicht nur Schwedin ist, sondern sich auch so kleidet. Vintage steht voll im Kurs, inklusive passender Sonnenbrille. Trotzdem ist ihr Gang eher burschikos und ihre Art zu sprechen ruhig und gelassen.
Es war ein freudiges aber auch etwas scheues Wiedersehen. Um ehrlich zu sein, zu Recht. Denn das Einzige, was wir voneinander wissen, stammt von dem Abend, an dem wir in Nelson im Kino waren, und von unseren wenigen E-Mails, die sie dazu bewegten, ihre eigentlich vollendete Reise zu verlängern. Es ist ne verrückte Idee und langsam werde ich mir auch bewusst, wie crazy das Ganze eigentlich ist. Es grenzt an ein soziales Experiment. Zwei Menschen, die sich nicht kennen, aber das gleiche Ziel haben. Ich werde den nächsten Monat mit Emma verbringen. Klar, bei manchen Mitreisenden hätte ich mir das gewünscht. Bei einigen nicht. Zu welcher Sorte gehört Emma? Ich weiss es nicht – wir wissen es beide nicht. Noch nicht.
Zum Mittagessen dann bleibt mir fast mein Big Mac im Gaumen stecken. Vor mir an der Kasse steht ein grosser, westlicher Mann. Wenn es von Asiaten nur so wuselt, dann interessiert es einen, wer der einzige Westler hier ist. Ich will mich schon um ihn herumwinden, damit ich auch die Sonderangebotstafel lesen kann, an der er sich grad die Zähne auszubeissen scheint. Er spürt wohl meinen Atem in Nacken (oder Rücken *haha*) und dreht sich zu mir um. Patriiiiiiick!!!! *haste töne* Patrick Lensker, mein Buddy aus der Kung-Fu-Schule!!! Nicht zu fassen. Da befinde ich mich in einer Sieben-Millionen-Stadt, laufe Emma quasi in die Arme und wen treffe ich 20 Minuten später im Meckes??? Patrick!!! Nach kurzer Lästerei über unsere herrliche Nacht in Sanming, in die wir Emma natürlich einweihen müssen, verabreden wir uns dann auch gleich für den nächsten Tag. Als wäre das nicht genug hat er übermorgen auch noch Geburtstag! Okay, es wird ja viel über Zufälle auf Reisen gesprochen. Diese liegen oft daran, dass die Touristen-Pfade sehr schmal sein können. Aber das hier, das ist ein wirklicher Zufall. Uff … Was tut ihr mir nur an? Kaum geschlafen, stinkend und dann soll ich so was noch begreifen? :D
Kleiner Tipp an Hongkong-Reisende … Als einschlägiger Reiseführer empfehle ich euch nur bedingt in ein Hotel im Chungking Mansions zu ziehen. Ausser ihr mögt kleine Zimmer, stinkende, komische Leute, Tiere, Pilze, die grösste in Hongkong ansässige Ansammlung von indischen Schleppern vor dem Eingang, Drogen, Prostituierte und keinen Schlaf. Ein echtes Irrenhaus. Ich hab Emma in mein Hostel umquartiert, wo ich vor zwei Wochen schon gewesen bin. Sie freut sich ungemein, sich nicht mehr in dieser Freakshow zu befinden und blüht auf wie eine Blume.
Wir reisen nun nach Chengdu weiter, um dort alles für die Tibet-Reise zu klären, damit wir an den abgemachten Daten den Zug nehmen können. Hach, ich kann es noch gar nicht glauben. =)