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Mui Né – Đà Lat

Von der Traufe in den Regen

Schon früh morgens heisst es Abschied nehmen von Nina und Frida. Als würde man sich etwas ausreissen, was man nicht hergeben will. Richtig hart ist dann der Gedanke, auch wenn man es sich noch so verspricht, die Chance, dass man sich wiedersieht sehr, sehr klein ist und selbst dann wäre es bald wieder Zeit, Abschied zu nehmen. Was für ein perverser Teufelskreis. Ich sollte es mir doch echt langsam gewohnt sein. Aber trotzdem hauen mich so Sachen immer noch um. Es freut mich dafür sehr, zu wissen, dass die beiden ab sofort Teil der Operation Rückenwind sind und meinen Geschichten im Internet folgen werden. :)

Auch für mich geht es heute weiter. Đà Lat ist mein Ziel. Diese eher wohlhabende Stadt liegt in vier Stunden mit wilder Busfahrt erreichbar im Norden. Wild? Oh ja! Zum ersten Mal sehe und vor allem spüre ich, wie schlecht manche Strassen hier sein können. Unser Minibus gleicht mehr einer Waschmaschine im Schleudergang, in dem man sich mal wieder sehr lieb haben muss. Der Fahrer kennt gar nichts. Es regnet in Strömen und auf den Bergstrassen kommt alles herunter, was herunterkommen kann. Dreck, Schlamm, Steine und Bäume. Alles liegt da rum. Als wären die Schlaglöcher nicht schon schlimm genug. Ich hab ja schon vieles erlebt, aber diesmal ist sich keiner der Insassen seines Lebens mehr sicher. Dass wir für die lieben Britinnen hinter mir, zwei Kotzpausen einlegen müssen, ist schon im vorhinein klar :). Lustigerweise sind es genau diese Britinnen und ein Ire, der neben mir sitzt, mit denen ich jetzt abhänge und etwas über den Verlust von heute Morgen hinwegzukommen versuche.

Apropos verloren … So wie es aussieht, habe ich meine EC-Karte in Mui Né im Automaten stecken gelassen. Anders als in der Schweiz geben dir die ATM’s hier zuerst das Geld und dann die Karte. Das ist für ein Gewohnheitstier wie mich, wohl gestern zu viel gewesen und ich bin zwar mit Geld aber ohne Karte davongedüst. Super! Dafür testen wir jetzt mal den Karten-Ersatz-Service der Neuen Aargauer Bank. Über Skype schaffe ich es, meine zu sperren und mir eine neue zu bestellen, die in zehn Tagen nach Chengdu in China geliefert werden soll. Chengdu wird vor dem Tibet-Trip meine Basis sein, von wo ich alles vorbereite … Bis dahin muss ich zusehen, dass mir zumindest meine Kreditkarte etwas Geld gibt. Komischerweise passieren mir solche Sachen immer an Tagen des Abschieds. Meine Nerven. Mir bleibt auch gar nichts erspart. *grrr*

Đà Lat entpuppt sich als sehr, sehr anders als noch die Küstengegend. Hier auf 1600 Metern über Meer gibt es Nadelbäume (!) und ganz, ganz viele Häuser im westlichen Baustil und es kommen einem plötzlich viele teure Autos entgegen, bei denen ich mich frage, wie die hier hochgekommen sind. Die Stadt zirkelt sich um einen See, in dem sich unfassbar kitschige Schwanen-Tretboote tummeln. Ich sags euch, es könnte irgendwo in den Schweizer Voralpen sein! Dementsprechend viele gut betuchte, vietnamesische Touristen verlieren sich hierher. Die meisten, um in diesem landesuntypischen Ambiente zu heiraten, was auch den Schwanenteich erklärt. Auch sehr bekannt sind hier die «Real Easy-Riders». Haha, wie lustig, nachdem ich die Blogs der letzten Tage danach benennt habe :D Das sind quasi Motorradtaxis, die einem überall hinfahren – wenns sein muss auch international. Zudem sprechen sie alle Englisch und dienen somit als gute Guides. Wir, das sind Colin, Charlotte und Sarah, werden morgen ihre Dienste in Anspruch nehmen und mal die Gegend hier abchecken …

Sofern meine Visakarte etwas hergibt, weil sonst sitze ich hier, im wahrsten Sinne des Wortes, erst mal im Regen fest.

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