Easy Rider
Schon die ganze Zeit verspüre ich einen kleinen Neid gegenüber all den coolen Vietnamesen, die mit ihren Feuerrädern Richtung Zukunft durch die Nacht fahren. Wer mich kennt, der weiss, dass die Fahrradprüfung die einzige ist, die ich besitze. Plötzlich will ich Roller fahren! Wenn man immer nur mit Bussen von A nach B gefugt wird, fühlt sich der Gedanke an die eigenen zwei Räder wie ein Bestreben nach Freiheit an. Die Mädels sind gar nicht begeistert. Beide sind noch nie Motorrad gefahren und haben etwa den gleichen Respekt davor wie ich.
Es ist irgendwie so, wie wenn man zum ersten Mal auf dem Zehn-Meter-Turm steht und springen soll. Das kann sich dann schon mal in die Länge ziehen. *schmunzel* Ich will es aber unbedingt tun, denn sollte ich mal nach Nordvietnam auch nach Nordindien kommen, wird mir diese Erfahrung einige Türen öffnen. Wo kriegen wir die Fahrzeuge überhaupt her? Wen fragen wir denn da? Am besten die Frau an der Theke genau DIESER Bar. Ich laufe in die willkürlich ausgewählte Bar und ich muss schon fast ein bisschen lachen. Es geht keine fünf Minuten, stehen drei wunderbare 125er-Automatik-Maschinen vor uns. Noch schneller geht die Einleitung und schwupps, sind wir auf der Strasse mitten im vietnamesischen Verkehr. Ich sags doch, die beste Art etwas zu lernen ist «learning by doing». ;-)
Anfänglich merkt man unserem Fahrstil noch etwas den Respekt davor an. Als mich Frida dann aber zum ersten Mal mit Saus und Braus überholt, staunen Nina und ich nicht schlecht. Wir fahren kreuz und quer durchs Dorf um das Gefühl fürs Gerät zu bekommen. Geil! :D Was da alles rumfährt und vor allem «wie» es rumfährt. Das wird nun auch uns plötzlich bewusst. Die erste grosse Prüfung legen wir dann beim Durchqueren eines Marktes ab. Hunderte von Motorrädern wuseln durcheinander – und wir mittendrin. Ist doch alles kein Thema oder? *huch* Sehr unterhaltsam ist, dass wir es jetzt mit ganz neuen Problemen zu tun bekommen. Zum Beispiel: Wo sollen wir überhaupt hin? Wo zum Teufel ist Frida jetzt wieder hingefahren? (Sie hat innert kürzester Zeit ein Talent zum Falschabbiegen entwickelt.)
Kurzum, es ist herrlich. Wie die Easyrider cruisen wir der Küste entlang und kehren erst nach Sonnenuntergang wieder zurück. Wir sind die Grössten. :D Das muss natürlich gefeiert werden und so genehmigen wir uns einige Bierchen beim Belgier im Red&Blue, welche langsam aber sicher zu unserer Stammkneipe avanciert.