top of page
Saigon Umgebung

Vietnam Rush Day 1: Cu Chi Tunnels – Cao Dai Temple


Gestern fiel mir noch auf, wie oft hier Touristenbusse vorbeifahren. Abgefüllt mit so vielen Weissen, wie reinpassen, die dann da sitzen, mit angewinkelten Knien und mieser Laune, wahrscheinlich wegen des Platzmangels und der Hitze, die man sich im Robinson Club nicht gewohnt ist. Wie beim Spiel «Wie viele Touristen bekommt man in einen Bus?» drücken sie ihre Gesichter gegen die Fenster und sehen ziemlich unglücklich aus, im Wissen, dass ihnen gerade ein Schnippchen geschlagen wurde und sie sich nicht mehr im Individualtourismus befinden. Das muss auch ich erleben. Wie sich das wohl anfühlt.

Nach nur wenigen Stunden Schlaf geht es auch schon los. Wie Lukas inzwischen so ist, setzt er sich im Bus neben die zwei hübschesten Mädels. Diesmal aus Schweden. Gut gemacht =). Körperkontakt ist auch gleich vorhanden, weil der Bus von innen nochmals kleiner ist, wie von aussen bereits erwartet. Hinten setzen sich einige Australier, was auf jeden Fall für genügend Gesprächsstoff während der langen Fahrt sorgt. Viet, unser Guide (ich glaube ihm immer noch nicht, dass er wirklich so heisst) macht einen guten Job und labert nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. So begeben wir uns auf unsere Sechs-Dollar-Tagestour.

In Tây Ninh bekommen wir einen Tempel der Caodaismus-Bewegung zu sehen. Eine sehr spezielle Religion, deren Lehre Elemente vom Christentum, Taoismus und Konfuzianismus vereint. Das Ergebnis ist ein farbenfrohes Spiel von Skulpturen und Verzierungen am Tempel, der mit seinen drei Türmen die jeweilige Grundreligion symbolisiert. Nach einem guten Lunch und einer unendlich langen Busfahrt, die ich zum Schlafen nutze, treffen wir endlich am Ziel ein, bei den Cu Chi Tunnels. Diese Tunnel dienten den Vietnamesen während dem Krieg als Bunker für Soldaten und Zivilisten und sind heute frei zugänglich. Eindrücklich wird uns demonstriert, wie man als richtiger Guerilla kämpft. Mir wird etwas schwindlig, als ich realisiere, auf was für Boden ich mich befinde. In der Schweiz kennen wir so etwas nicht. Zumindest nicht aus einer Zeit, die für uns greifbar wäre. Aber das hier, ist frisch, aktuell … mich schauderts. Hier hagelten amerikanische Bomben auf Männer, Frauen und Kinder nieder, die sich geschickt in ihren Höhlen versteckten, die so klein waren, dass kein Amerikaner reinpasste. All die Fotos und Berichte, die ich über den Vietnamkrieg gesehen habe, manifestieren sich an diesem Punkt, sodass ich mich ein ums andere Mal hinsetzen muss.

Als wir zurück sind und den Abend im Quartier verbringen, werden wir mal wieder von Schleppern überrennt. Ich bin mit Frida und ihrer Freundin Nina (den beiden Schwedinnen eben) unterwegs. Auch wenn sie sich noch so lieb geben, für die Vietnamesen scheinen wir wirklich nur Geldsäcke mit Beinen zu sein. Noch nirgends auf meinen Reisen habe ich es bisher so stark erlebt, dass jemand, sei er noch so freundlich, dich früher oder später bittet, sein Hotel oder Restaurant zu besuchen. Das ist kein Vorwurf, aber doch irgendwie ein Stimmungskiller. Wir Westler sind uns eben gewohnt, dass wir unser Restaurant selbst aussuchen und hier fühlt sich das an, als wollen alle für uns denken. Ob das in ihrer Kultur liegt, weiss ich nicht. Wir sind hier die fremden Gäste.

Eines finde ich aber durchaus sympathisch. Haltet euch fest. In Vietnam gibt es keinen McDonald’s und auch keinen Burger King! Sensationell schockierend! Warum nicht? Die amerikanischen Franchise-Konzerne akzeptieren Vietnams Aufforderung zur Verwendung von vietnamesischen Produkten nicht, weil diese nicht ihren Qualitätsanforderungen entsprechen, und beharren auf Import aus Argentinien. Weil Vietnam dadurch keine neuen Arbeitsstellen für seine Bauern schaffen kann (Rinderzuchtbetriebe oder Bäckereien), sondern seinen Bürgern Arbeit wegnehmen würde, entscheidet man sich dagegen, den grossen Riesen eine Lizenz zu erteilen. Auch wenn ich offiziell ein Fastfood-Junkie bin, da könnten sich einige ein Vorbild dran nehmen … :D

Anchor 1
bottom of page