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Hong Kong

Flamboyant Hongkong


Es ist mal an der Zeit, ein Land zu würdigen, von dem ich nicht erwartet, hätte, dass es mich so flasht. Klar, auch hier ist die Luft nicht gut. Man spuckt sich den Dreck aus dem Leibe und die Touristen husten die ersten Tage fleissig um die Wette. Dazu kommt dieser Clash zwischen der asiatischen Kultur und der britischen Krone.

Thomas und ich (Mark ist leider bereits abgereist) geniessen unseren letzten Tag mit einem netten Essen in einem lokalen Markt. Hühnchen-Curry, wo man genau aufpassen muss, nicht irgendwelche Knochensplitter zu verschlucken. Dafür kostet es mit Getränk an die CHF 2.–. In der Politik fürchtet man sich davor, dass die Kluft zwischen arm und reich immer grösser wird. Der Vorteil für den Touristen liegt so klar auf der Hand. Man kann sein Leben so leben, wie man möchte. Das Geld lässt sich herrlich bei all den grossen Marken wie Dolce und Gucci ausgeben und sogar bei H&M (dem ersten, den ich seit meiner Abreise gesehen habe). Alternativ finden sich in den Nebengassen alles was das Herz begehrt, für fast kein Geld. Mein Tagesbudget liegt zur Zeit bei CHF 25.– inklusive Übernachtung. Es ist sogar hier in Hongkong möglich, es beizubehalten, ohne das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen. Man muss sich nur etwas bewegen und mal die extra Meile selbst gehen.

Durch das westliche Denken hier, dass ich bereits bei Jimmy festgestellt habe, ist das hier kein Rennen von Spermien zum Ei. Es ist fairer, als im Resten Asiens. Dafür fühle ich mich zum ersten Mal richtig underdressed und im Vergleich zu den hippen Hongkongern schon fast unhübsch, was mich heute vom Ausgehen abhaltet.

Das Tagesziel liegt eigentlich darin, auf der Pferdebahn unser Reisebudget aufzustocken. Den Briten ist ihr Hobby so wichtig, dass es in Hongkong mehr als einen Racecourse gibt – und wir stehen natürlich vor dem falschen. Anstelle von Pferden sausen hier Fussballer über den Rasen. Fast schon zum Trotz kaufen wir Tickets und geniessen einen Fussballnachmittag mit Junioren der lokalen Fussballclubs, die alle Branches von grossen Vereinen wie Barcelona, ManU oder Liverpool sind und auch so heissen, jedoch hier in Hongkong ansässig sind. Glücklicherweise kann man auch hier wetten. Schon etwas skurril mit wedelndem Geld auf neunjährige Kinder zu wetten, aber hey, scheiss drauf.

Wer noch mehr über die Extravaganz der Stadt lernen möchte, der braucht nur abends noch mal an den Fluss zu fahren, wo pünktlich um acht die grosse Lasershow startet. Zwar würde klassische Streichermusik das ganze nochmal bombastischer erscheinen lassen, wie dieses echt miese Chinapopgedudel, aber trotzdem hat eine perfekt choreografierte Skyline mit tanzenden Lichtern und Lasern, die sich durch die brütende Nachthitze schneiden, doch etwas an sich. Blinkende Hochhäuser, Strahlen im Himmel und Lichter soweit das Auge reicht. Dazu eine Statue vom berühmtesten Hongkonger … Bruce Lee.

Helene und ich sind beeindruckt. Ja, woher kommt denn jetzt Helene und wo ist Thomas? Manchmal muss ich ein wenig zusammenfassen, wenn die Ereignisse pro Tag so dicht gesät sind, wie es in Hongkong durchaus passiert. Helene treffe ich nämlich etwas ausserhalb Hongkongs bei nem grossen Buddha. Sie spricht mich an, gleich nachdem Thomas abgereist ist. Über Buddha gibts nicht allzu viel zu erzählen. Sehr touristisch. Die Natur, die Berge und die Wandermöglichkeiten jedoch, erwartet man kaum in diesem Land, das man doch nur als Stadt kennt. Strand, Berge, Citylife. Modern, asiatisch, eng und wuselnd. Ja, das ist ein Ort, an dem ich leben könnte – und sowas sage ich nicht oft.

Morgen werde ich mein Visum für Vietnam holen. Jawohl, ihr habt richtig gehört. Meine Pläne haben sich mal wieder geändert. Es muss sein, denn so wie es geplant ist, geht es nicht auf. Am 18. Juli werde ich mit Melanie China bereisen. Sie ist eine Freundin von zu Hause und wird mich besuchen. Ich freue mich sehr, denn seit Jahren steht diese Idee im Raum, dass wir mal was zusammen machen. Und jetzt wird es real.

Wir haben zwei Monate und machen uns eine wunderbare Zeit. Davor möchte ich das Land so gut wie möglich unangetastet lassen, damit es für mich nicht den Zauber verliert. Zudem ist es für meine Visa-Situation einiges einfacher, jetzt noch nicht einzureisen und meine wertvolle Zeit mit Rumsitzen in Chengdu, dem Ausgangspunkt des Tourismus nach Tibet, zu verschwenden. Ich bereite natürlich weiterhin meine Reise aufs Plateau vor. Jedoch sind die Umstände zur Zeit so, dass man für jeden Schritt, den man in dem Land machen will, einen Guide und/oder Driver braucht, was auf die Dauer sehr kostspielig wird. Ich rede da von mehreren tausend Franken. Darum muss ich das Ganze etwas reduzieren, was mir überhaupt nicht passt und alles genau planen. Nicht mehr meine Art etwas anzugehen, aber es geht nicht anders. Juni und Juli sind Tibetzeit. Ich hoffe dass es klappt. Next Stop: Ho Chí Minh.

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