Die Brücke am Kwai
Mein dritter Tag in Bangkok und schon gehts raus aus der Stadt. Und zwar folgte ich Kristy und Stacy und ihrer grossartigen Idee nach Kanchanaburi zu fahren. Meine Zeit in Thailand ist ja beschränkt, also will ich so viel wie möglich davon sehen. Die Gegend, in die wir fahren, liegt nicht nur in der Nähe vom Kinderheim, wo Flurina, eine gute Freundin von mir, mal gearbeitet hat. Nein, die Gegend nahe der burmesischen Grenze ist auch historisch sehr wichtig und dramatisch, hat sich sogar Hollywood zu einer Romanverfilmung von «Die Brücke am Kwai» hinreissen lassen. Der Film handelt von britischen Kriegsgefangene, die beweisen wollen, dass sie schneller eine bessere Brücke bauen können, womit sie aber indirekt dem Feind, den Japanern, helfen. Jaja, so gings ab hier vor noch gar nicht so langer Zeit. Das ist auch eindrücklich auf dem WWII-Friedhof in Kanchanaburi zu sehen. Britische, holländische, italienische und andere Soldaten, damals in dem Gebiet gestorben, heute als Touristenattraktion auferstanden, liegen dort Seite an Seite begraben. Nach drei Stunden wildem Aircon-Ritt in unserem Minivan, ist uns dieses Erlebnis aber fast etwas zu heiss, scheint es doch schon wieder mit 35 °C vom Himmel.
Die beiden Mädels und auch Andrew, der leider heute nicht dabei ist, sind echt spannende Persönlichkeiten. Die Mädels arbeiten für die UN und Andrew ist eben Kanadier. Selten durfte ich so viel nordamerikanisches Hirn auf einmal geniessen. *schmunzel* So müssen wir unsere Diskussionen manchmal fast zwanghaft unterbrechen, weil wir wieder irgendwo sind, wo es was zu sehen gibt *hehe*. Als nächstes steht nämlich die Brücke über den Fluss Kwai auf dem Plan. Leider ist es hier genauso, wie überall auf der Erde, wo etwas berühmt ist. Jeder will davon ein Stückchen abhaben und so ist es kaum möglich, von der Brücke ein gescheites Bild zu knipsen, weil immer ein Tourist oder ein Händler irgendwo dumm rumsteht. Zum Glück gibts Photoshop :P Also schnell weg von da und ab zu unserem wirklichen Highlight. In einem Public Train wollen wir einen Teil der Zugstrecke am River Kwai entlang fahren. Was für ein Erlebnis! Mit Locals stehen wir am Bahnhof und erleben das wohl waghalsigste Rangiermanöver der Zuggeschichte. Der Zugführer bedient sein Dieselgerät, als wäre es ein Ferrari und rüttelt die Passagiere, hauptsächlich Schulkinder, erst ein paar Mal richtig durch, bis auch der letzte Wagon am Zug dran ist. Dann gehts los. Ich komme wieder darauf zurück, dass die Scenic Zugstrecken in Neuseeland überbewertet sind. Was wir hier sehen, umgeben von wenigen Touris und vielen Locals, ist schlichtweg wunderschön. Langsam und stetig, im Rhythmus holpernd, bewegt sich die Kolonne am Ufer des Kwais entlang, des berühmten Kwais, ich kann es kaum glauben. Vorbei an Holzhütten, schwimmenden Häusern und ganz vielen Gebüschen. Das erste Mal sehe ich in der Ferne richtig schöne Berge. Der Fahrtwind ist angenehm kühl und das warme Lächeln der Kinder, die an uns ihre helle Freude haben, ist einfach bezaubernd.
Nach einem Mittagessen direkt am Fluss, beschliessen wir spontan, eine kleine Flossfahrt zu machen. Das stand eigentlich nicht auf unserem Plan, aber was gibt es schöneres, als bei einem Bierchen und mit den Füssen im kühlen Wasser, einen Fluss hinunterzuschippern? Endlich herrscht mal richtig Ruhe, so dass wir die aus dem Wald kommenden Geräusche hören können. Hier könnten wir tagelang bleiben. Leider ist unser Zeitplan eng und wir wollen ja noch Elefanten reiten! Also fahren wir zurück zur Flosshaltestelle (ja, so was gibts hier) und werden von den Thai-Kids, die gerade am Baden sind, erst mal herzlich ausgelacht, weil wir uns nicht trauen, über die Holzhängebrücke zurück über den Fluss zu klettern. Das Ding hat es in sich. «Mind the gap between the gap and the gap!» Kennt ihr diese Hängebrücke aus Indiana Jones? Joah, in etwa so xD. Das Elefantenreiten ist ein herrlich kitschiger Abschluss des Tages. Im Elephant Kingdom, einer Elefantenaufzucht, wird auch das Reiten angeboten. Da sich die Tiere ja sowieso bewegen müssen, nützt man das gleich um daraus eine beliebte Attraktion zu machen. Herrlich, wie diese mächtigen Dickhäuter ihren lässigen Groove in den Sand stellen. Die Reiter sind lustig und aufgedreht, machen Spässe und da sie unser Interesse bemerken, lehren sie uns etwas den Umgang mit den Tieren. So gibt es noch einige Extrarunden, fast eine Stunde hocken wir auf den Viechern und werden zu kleinen Mahuts. Ich falle mehr als einmal fast vom Bock vor Lachen. Ach, was schreibe ich hier eigentlich für einen Schulaufsatz? :D Ist ja schrecklich :D Aber irgendwie will ich den Tag zusammenfassen, ohne etwas auszulassen. Auf jeden Fall kann ich sagen, dass sich dieser Tagesausflug gelohnt hat und um 21.00 Uhr abends komme ich todmüde und um einige intensive Erlebnisse reicher, wieder in Bangkok an. Gerne würde ich noch am Blog schreiben, aber es war einfach zu intensiv. All die Farben, die Reizüberflutung und der Kulturschock blockieren mich. Das ist aber nicht negativ … denn ich geniesse es in vollen Zügen und dass ihr diese Zeilen lest, zeugt davon, dass ichs dann doch noch tue. *stolz*
Leider reisen Stacy und Kirsty morgen weiter. Aber Andrew ist ja noch da. Mal sehen, was da noch geht. Er möchte heute Abend noch zu einer Ping-Pong-Show. *haha* Ping-Pong-Show? Nun ja, das sind diese berühmten Shows, bei denen sich irgendwelche Frauen Ping-Pong-Bälle (und andere Sachen) irgendwo hineinstecken, und dann mit Druck wieder herausschiessen. Wenn sie dein Glas treffen und du’s austrinkst (!) kriegst du einen Drink für frei. Für viele (auch für meinen jungen Andrew Sherbut) ist das genügend Motivation sich auch an dieser Seite Bangkoks zu beteiligen. Und … er hätte mich fast überzeugt. Ich bin ja alles andere als prüde, aber ich habe da so meine Prinzipien, die mich davon abhalten, für fleischliches Vergnügen, sei es auch nur visuell, Geld auszugeben oder Eintritt zu bezahlen. Ich ernte damit viel Unverständnis und bin sichtlich überrascht, wie gross die Gruppe ist, die Andrew schlussendlich begleitet. Naja, jedem das seine :) Ich geniesse, na was wohl, ein Bierchen auf dem Dach und die leichte Abendbrise, die es heute zum ersten Mal zu spüren gibt :D