City of Angels
Here I am. Um 1.00 Uhr stehe ich mitsamt Gepäck und Visum im Pass am Ausgang des Flughafens. Und es ist genau so, wie es vielerorts beschrieben wurde: «Where do you have to go, Sir?», «Need a Taxi?», «Do you need Accommodation?» Mit breitem Lächeln und offenen Armen kümmern sich die Schlepper um den etwas verwirrt dreinschauenden Rucksackträger, der da steht und eigentlich nur noch schlafen möchte. Zum Glück bin ich nicht der Einzige, so dass ich mich vom «mit-offenen-Armen-empfangen-Werden» nochmals wegschleichen kann. :D
Mit «In-die-Stadt-gehen» wird heute nichts. Ich bin viel zu müde und muss mich jetzt noch darum zu kümmern, dass ich nicht bereits am Flughafen abgezockt werde. Ich suche mir eine Bank in den Abflughallen (Trick 77, da gibts keine Schlepper) und schlafe erst mal durch bis um etwa 7.00 Uhr, ohne dass mir jemand etwas verkaufen will. Ich beschliesse den Express Airport Shuttle Bus zu nehmen. Der ist mit 150 Baht (ca. CHF 5.–) sehr günstig und fährt in etwa dahin wo ich möchte. So mache ich mich auf zum Ticketschalter für den Bus, wo mir dann eine liebe Frau mitteilt, dass meine Linie heute nicht fährt. *haste Töne* Haha, willkommen in Asien! :D Da checke ich eben den Zug ab, der aber irgendwie auch nicht fährt, was mich dann trotzdem dazu bewegt, ein Taxi zu nehmen. FAIL!
Naja, um ehrlich zu sein, für Schisshase Lukas, ist es das wert. Was für ein Abenteuer auf den Highways um Bangkok. Kaum fahren wir aus dem Flughafen, springen mir die vielen betenden Buddha-Statuen ins Auge, die am Strassenrand in regelmässigen Abständen die Reisenden begrüssen. Ebenfalls habe ich zum ersten Mal mit dem hier allgegenwärtigen König Kontakt, der zusammen mit seiner Frau alle zwei Kilometer von einer wunderschön verzierten Überführung herunter winkt. Ihre Präsenz in der Kultur ist unübersehbar. Ich solle aufpassen, dass ich sein Portrait auf den Geldnoten nicht zerknittere. Einige Händler würden sie sonst nicht annehmen. Wir passieren das gigantische Nationalstadion und ich sehe zum ersten Mal die typisch asiatischen Häuser und die Stromleitungen, die hier alle quer über die Strassen hängen. Zum ersten Mal seit langem habe ich wieder dieses Kribbeln im Bauch und gleichzeitig riesigen Respekt. Nicht nur vor dem Fahrstil des Lenkers.
Es ist faszinierend, wie einem dieser Flecken Erde sofort in seinen Bann zieht. Allen Horrorgeschichten zum Trotz. Ich sitze inzwischen in einem kleinen Drecksloch neben dem Hostel, habe Pat Thai bestellt und mache es den Polizisten gleich und haue mir einen Energydrink nach dem anderen rein. Saubillig, und das erste Mal überhaupt, dass mir etwas die österreichischen Stiere zu konkurrieren vermag. Man behauptet ja, dass die Ösis den Thais das Rezept geklaut haben und jetzt den grossen Reibach machen. Die Dose ist hier auch schwierig zu bekommen. Hier gibts das Ganze konzentriert in kleinen Fläschchen.
Das Essen wird mir vom Chef serviert, der einige Brocken Englisch kann. Dass er seinen prallen Wanst zur Schau stellt und seine Hose zu tief hängt, brauchen mich nicht zu stören, denn das Essen ist vorzüglich. Er stellt mir die Gewürze hin, «if weak» und verschwindet vor dem rauschenden TV-Gerät in der Ecke, wo in viel zu bunten Farben die Nachrichten flimmern.
Da mein Taxifahrer doch nicht so genau wusste, wo das Hostel war, darf ich morgens für etwa anderthalb Stunden durch die Stadt streunen. Da ist es endlich, versteckt in einer Ecke im Stadtteil Silom. Bei der Hitze und Luftfeuchtigkeit, die mir entgegenprallt, ist alles ziemlich anstrengend. Aber auch geil. Klar, die Züge und Busse würden natürlich fahren. Ich habe einfach die falschen Leute gefragt.
Mein Hostel ist ein Glücksgriff. Für verhältnismässig, wahnsinnig teure CHF 10.– pro Nacht bleibe ich erst mal hier und lasse das Ganze auf mich wirken. Ich versuche auch einige Wörter Thai zu lernen, so die Basics wie Hallo und Tschüss … aber die Sprache ist mir noch sehr verschlossen. Nun bin ich endlich hier und kann es kaum erwarten die Stadt zu erkunden. Morgen um 8.00 Uhr gehts los, solang die Sonne noch nicht mit 35 °C vom Himmel scheint. Die Luftfeuchtigkeit ist extrem hoch, da noch Monsunzeit ist. Den Rest des Tages nütze ich um zu Skypen. Ach meine Lieben, ihr fehlt mir, auch wenn das Internet die Welt kleiner macht. Zudem ist es hier kostenlos. Wer ist hier bitte das Entwicklungsland?
Das kühle Bier auf der Dachterrasse lasse ich mir heute, trotz drückender Hitze, nicht nehmen.