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Nelson – Marahau

Als wären wir nie weg gewesen

Was für ein Frühstück. Nachdem die Spaghetti gestern schon Weltklasse waren, erblickt mein vor Freude tränendes Auge beim Aufstehen eine riesige Schüssel mit Müesli, Früchten und als Highlight, *woah* als Highlight Vanillejoghurt obendrauf. Lisi hat sich frühmorgens rausgeschlichen und diese gesunden Köstlichkeiten für uns vorbereitet. Nach dem gestrigen Austausch von Geschichten kann ich noch weniger verstehen, wie man die beiden Mädels nicht in seinem Freundeskreis haben will. Bei ihnen scheint nämlich nicht immer alles gut zu laufen. Definitiv nicht zu meinem Freundeskreis gehören Sandfliegen. Diese mückenartigen Viecher, die immer in Wassernähe auftauchen, und die zielsicher alle freie Körperstellen zum Blutsaugen finden. Auf der Nordinsel gibts die nicht, aber hier sind sie eine echte Plage. Davon weiss Benj ja noch gar nichts. Er war noch nie auf der Südinsel. Oh ja, Benj! Den müssen wir ja heute abholen! :D

Am Flughäfelchen von Nelson wartet Benj bereits auf einer Bank. Erstaunlich vertraut ist auch dieses Wiedersehen. Es ist so eindrücklich, wie sich das soziale Verhalten von Menschen auf einer Reise verändert. Spricht man am Anfang noch mit jedem, teilt sich das mit der Zeit irgendwie auf.

Strang 1: Freunde. Das sind Menschen, die schon so vertraut sind, dass man miteinander auskommt, einfach sich selbst sein kann, und sich ehrlich auf ein Wiedersehen freut.

Strang 2: Kiwi-Experience-Reisende. Die sind zu Beginn freundlich, dann entsteht eine Rudelbildung, die im Endstadium zur Isolation von allen anderen Reisenden mutiert. Kein nachhaltiger Kontakt möglich.

Strang 3: Jegliche Leute, die einfach irgendwie komisch sind. Der Kontakt mit ihnen ist zu meiden, denn man weiss nie, wenn sie das Messer zücken. Könnte auch Strang 2.1 sein.

Strang 4: Traveller. Kurze Gespräche sind möglich – Höhepunkt ist zusammen ein Bier beim gegenseitigen Informationsaustausch zu trinken.

Strang 5: Herzensmenschen. Bei denen dreht man fast drauf, wenn man sie wieder gehenlassen muss.

Gut, vielleicht überarbeite ich die Liste mal noch. Aber es ist zum Aufzeigen, wie sich das hier so anfühlt. Mission Crispy-Chicken ist eine Mischung aus Strang 1 und 5.

Wir verbringen den Rest des Morgens in der Bibliothek, wo wir mal wieder gratis Internet geniessen und alle unsere Elektronikwaren wieder mit Strom versorgen. Es ist auch das perfekte Ambiente um Benj etwas erzählen zu lassen. Er ist aber lustigerweise etwas übernächtigt. *hähä* der Empire-Mikrokosmos kann sehr ermüdend sein für kleine Baselländer! :D Aber sind wir mal nicht so böse. Benj hat uns nämlich Tickets besorgt! Jawohl! Rugby-Tickets für Christchurch gegen Dunedin. CHCH spielt wegen dem zerstörten Stadion hier in Nelson. 16 Dollar pro Karte. Das ist ja geschenkt! Am Samstag ist es dann soweit, ich kanns kaum erwarten.

Mein aktuelles Business: Ich habe mir überlegt am 26. nach Christchurch zu fliegen. Direkt von hier aus. Dann kann ich mein Gepäck hier abgeben und sehe es bis Bangkok nicht mehr wieder, was mir einiges an Management und Transfers erspart. Aber was bringt der Lukas fertig? Beim Kontrollieren der Bookingseite ist mir nicht aufgefallen, dass die Website bei einem Reload auf ein falsches Datum gehüpft ist. Anstatt dem 27. April ists jetzt der 27. Juli. Na super. Wie lustig. Ich hätts bei der Endkontrolle merken müssen, aber um ehrlich zu sein rechnet man ja nicht damit, dass sich plötzlich von einem Buchungsschritt zum anderen das Datum ändert. Naja. Es sind ja nur 100 Dollar die ich der Luftfahrtgesellschaft schenke, aber nötig wäre das nicht. Ich versuche das irgendwie umzubuchen. Leider befindet sich die Agentur in Deutschland und die Hotline ist natürlich nur während drei Stunden am Tag geöffnet. Mal wieder was gelernt, Lukas?

Ich sehe im Geld inzwischen das Blut meiner Reise. Solange ich noch davon habe, kann ich unterwegs sein. Sollte ich mich aber verletzen oder gar verbluten, dann gehts ab nach Hause. Ich habe mich inzwischen so an diesen Lebensstil gewöhnt, dass ich das nicht möchte. Ich hab noch so viel vor. Deswegen schmerzt dieser Blutverlust gleich doppelt.

Die Mädels wissen jetzt genau, was der gute Lukas braucht, um sich von seinem Anschiss zu erholen. Sie entdeckten beim Rumschlendern eine Imbissbude, einen Original German-Wurststand! :D Herrlich, diese Currywurst. Genau die richtige Zwischenmalzeit, bevor es dann aufgeht in den Abel-Tasman-Nationalpark, wo wir morgen Kajaken gehen. *wuuuhuuu*!!! Da kommen all die Bilder von dem kristallklaren Wasser her. Schlafen tun wir ziemlich illegal auf ner Wiese … nun zu viert im Bus, was erstaunlicherweise eng ist, aber sehr gut klappt. Ich erinnere mich an meine Ex, die schon aufwacht, wenn man sie im Schlaf berührt. Dagegen sind wir hier direkt eingequetscht. Nach sieben weiteren Episoden von «How I met your Mother» herrscht nur noch kollektives Grummeln und Schnarchen.

Leider bessern sich meine Kopf- und Halsschmerzen nicht, sondern werden schlimmer und ein Schnupfen gesellt sich auch noch dazu. Na super. Mal sehen ob Lisi’s Hausmittel bessere Wirkung zeigt, als meine. Warmes Bier. *lach*

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