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Christchurch | trüb und kühl

Liebe Mobilliar …

Heute muss ich Tessa gehen lassen. Ihr Flug geht ab Christchurch, weiter nach Los Angeles, Las Vegas und New York. Richtig! Ein «Around-the-world-Ticket». Wir kommen spät in der Nacht an und gönnen uns ein Zimmer im Jailhouse-Hostel. Ein alter Knast, dessen Wände nun ein Hostel beherbergen. Und als Tessa feststellt, wie dick diese Wände sind, wird sie plötzlich ganz offen und scheut sich nicht davor, in Unterwäsche da zu liegen. Ich weiss nicht wie mir passiert. Klar, habe ich mir das in den letzten Tagen sehr gewünscht. Sie ist die Richtige, diejenige, der ich auch körperlich nah sein möchte. Und so spiele ich das Arschloch und lasse mich von ihren Reizen verführen und spüre nichts als purste Nähe, als wir uns lieben.

Wow … da hat sich was aufgestaut … Was für ein Traum diese Frau, was für ein Traum diese Nacht. Ich muss zugeben, ich habe mich bereits in sie verliebt und diese Nacht ist so voller Lust und Liebe, wie ich es selten erlebt habe in meinem Leben. Es muss Tessa auch so gehen. Die Frage warum es so lange gedauert hat, braucht man nicht zu stellen, denn das ist klar. Es war klar, dass im letzten, gemeinsamen Atemzug alle Dämme brechen werden! Sie hatte immer ihre Grenzen, obwohl sie genau wusste, was sie will. Irgendwas schien sie abzuhalten, sich gehenzulassen … bis heute Abend, dem Höhepunkt der Emotionen, dem Tag der Abreise, des Gehenlassens.

Schwierig ist es Lebewohl zu sagen. Ihre nassen Augen sind durch die angelaufene Scheibe des Flughafenbusses zu erkennen. Auch mir kullern die Tränen. Warum nur lasse ich so einen Menschen gehen? Ich höre «Machu Picchu» von the Strokes und lebe den Vibe des Songs mit meinem ganzen Körper mit … er durchströmt mich … und ich bin wieder da.

Ich habe ihr noch den Auftrag gegeben, mir doch eine Metromap von LA und Amsterdam zu schicken. Ich sammle diese Dinger so gerne und in ihrem Rucksack wird sie einen sehr persönlichen Gegenstand von mir finden. Was, das sag ich nicht. Aber sie hat es sich gewünscht. Tessa: Alles Gute auf deiner Reise. Wir sind die wahren Abenteurer. *wohooo* :D

Ich nutze somit den etwas einsamen Abend fürs Updaten des Diarys und fürs Präparieren der vielen Bilder, was mich gut ablenkt. Morgen gehts mit dem TranzAlpine nach Greymouth, zurück auf die andere Seite der Insel. Von dieser Zugstrecke hab ich schon so einiges gehört. Meine Mom hat mir sogar mal etwas darüber im TV aufgenommen. Und ich mag doch Zug fahren so :) Dabei komme ich sicher wieder auf etwas andere Gedanken.

Ach ja, die Schuhe, ja, die Wanderschuhe, die hab ich auch wieder. Es gibt tatsächlich noch Wunder. Die liebe Chinesin im Hostel, wo ich damals war, hat erkannt, dass es sich um meine Schuhe handelt, die sie im Zimmer gefunden hat und schickte mir eine E-Mail mit Foto. Ich hinterlasse sonst NIE meine E-Mail irgendwo, ausser da, in genau dem Hostel in CHCH und siehe da! Dieser wunderbare Zufall gibt mir meine, bzw. Gagels alte Wanderschuhe zurück, die er mir vor seiner Abreise vermacht hat. Und zack, hängen sie wieder an meinem Rucksack.

Doch das ist noch nicht alles für heute.

Nachtrag: Soeben habe ich eine E-Mail von Tessa erhalten. Darin die wohl unglaublichste Nachricht, die je an mich gerichtet worden ist. Sie bedankt sich für die wunderbare Zeit und sie wisse im Moment kaum weiter. Und wie ernst sie das meint, entnehme ich folgender, alles klärender Zeile: Lukas, ich bin verheiratet!

Nachtrag 2: Mutti meint, dass die Versicherung den «gestohlenen» Laptop ersetzt. Ob das wohl auch für gestohlene Herzen gilt?

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