Visarun – Jetzt gehts ans Eingemachte
So, ich bin richtig, richtig nervös. Heute gehts zur chinesischen Botschaft um mein Visum für China zu beantragen. Klar, es ist nicht mein erstes Visa, aber das für Australien war doch sehr einfach zu bekommen. Was ich hier leisten muss, ist ein Papierkrieg par excellence. Zusammen mit extra angefertigten Passbildern, der Einladung der Kung-Fu-Schule in Wu Yi Shan und vielen unbeantworteten Fragen mache ich mich auf den Weg.
Bereits im Zug fällt mir auf, dass hier viele Asiaten an dieser Haltestelle aussteigen. *Hmm* Mein Handy hat sich soeben verabschiedet und ich weiss nicht mehr wo ich hin muss. Einfach der Menge zu folgend führen mich die Asiaten direkt vors Haus. Unscheinbar sieht es aus. Nur ein unscheinbares Schild weist auf die Botschaft hin – und auf einem zweiten Schild steht: Visa und ein Pfeil, der mir zeigt, wohin ich muss.
Als ich mich von der Welle von Chinesen mit durch den Eingang treiben lasse, komme ich in einen grossen Raum, in dem viele Bänke stehen, die von Menschen mit Papier in ihren Händen eingenommen sind. Der Raum ist steril und wenig anmächelig. Ich lasse mich informieren, dass ich zuerst das Formular A-38 auszufüllen habe. Jawohl, kein Scherz, das heisst wirklich so. xD Gerne käme ich dem nach, jedoch befinden sich an all den Stellen, wo normalerweise Stifte angekettet sind, nur noch die Ketten. Irgendjemand scheint wohl in einem kleptomanischen Anfall sämtliche Stifte geklaut zu haben. So füllt heute Nachmittag halb Neuseeland seine Formulare mit meinem Stift aus, den ich tief unten in meiner Tasche finde.
Die wollen Sachen wissen! Wo du ins Land einreist, bei wem du wohnst, wie lange du da bist, wie oft du wiederkommst, wo du bisher warst und wo du hinwillst. Meine Güte, das weiss ich doch noch nicht! :D Nun, ich fühle mich schon etwas gestresst von all den Punkten, die ich nicht auszufüllen weiss. Selbst meinem Nachbarn ist bloss ein Schulterzucken zu entlocken, als ich mit fragendem Blick auf Punkt 1.2342.a. des Formulars zeige. Das macht mich nervös, denn ich will hier nichts falsch machen. Ich will nach China!
Dann muss ich ne Nummer ziehen. Nach gut zwei Stunden des Wartens bin ich dann endlich dran. Ich bin froh, endlich aufstehen zu können, denn um mich herum haben viele Menschen nicht sehr gute Sitten und spucken die ganze Zeit auf den Boden. Das haben wir im Kindergarten gemacht, weil wir cool sein wollten. Aber ich will trotzdem noch nach China und deswegen bezahle ich auch schön brav 80 Dollar Gebühren und lasse meinen Pass da. Vier Tage soll es dauern. Ich interveniere und meine, dass mir das zu lange dauert … weil ich ja bereits in wenigen Tagen losreisen will. Ich habe keine Lust nochmals vier Tage oder mehr hier zu warten. Er meint locker in schlechtem Englisch, ich könne ja in zwei Tagen mal vorbeischauen. Du bist lustig, denke ich mir. Immerhin, der Antrag steht und ab jetzt kann ich nur noch hoffen, dass alles gut geht.
Nachtrag am Abend:
Kennt ihr diese Momente, wo man Entscheidungen fällen muss, man das dann auch tut und fünf Minuten später findet man heraus, dass diese nicht gut war? Ich mag das nicht. Das macht mich fuchsteufelswild und manchmal auch etwas traurig. Heute bin ich mit dem falschen Bein aufgestanden. Luke der Schwarzmaler.
Flug von Bangkok nach China ist gebucht. Genauer gesagt nach Wu Yi Shan in der Provinz Fujan. Mit Umsteigen über Hongkong. Natürlich vergessen, dass Schweizer dort ohne Visum einreisen können. Hätte ich mir doch ein bis zwei Tage gönnen können vor dem Weiterflug, weil die Rückkehr mit meinem angepeilten Visa schwierig wird, weil ich bei erneuter Wiedereinreise nach China nochmal ein neues beantragen müsste. Ich raufe mir die Haare.
Flug von Auckland nach Christchurch gebucht. Jawohl, am Samstag gehts auf die Südinsel. Leider hab ich dann nur dreieinhalb Wochen Zeit. Etwas wenig, wie ich finde (Das ich nicht lache, andere haben nicht mal so viel Ferien im Jahr *chch*). Der Flug geht erst am Samstag, weil am Freitag ein riesiges Benefiz-Openair für Christchurch in Auckland stattfinden soll … Wegen Erdbeben und so, ihr wisst schon. Zack, gebucht und zack, fünf Minuten später wird das Konzert offiziell abgesagt. Ich krieg die Krise.
Aber so ist das Leben und damit muss ich lernen umzugehen. Entscheidungen treffen und die Konsequenzen tragen. Selten kommen meine Fehler so schnell und direkt auf mich zurück.