29 Hours – ca. 10 000 km – a whole new world!
Uiuiui, jetzt geht es aber richtig los. Der Moment, auf den ich lange gewartet habe, ist da. Ich fliege nach Asien, genauer gesagt nach Bangkok. Draussen ist es zappenduster, ich kann nur vereinzelte Lichter erkennen, während wir unserer Linie über Australien in die thailändische Hauptstadt folgen. Ich fliege mal wieder mit Emirates. Das zwar nur, weil es im Sonderangebot war und es diesen Teilflug nach Bangkok quasi gratis gab. Ums nochmal zu sagen, ich denke, ich habe das vor Monaten schon mal gesagt, Emirates – ja die sind klasse. Ich habe bereits «Tron» und «Gullivers Reisen» im Bord-TV angeschaut und ein Bier und zwei Gläser Shiraz getrunken. Meine Sitznachbarin glänzt durch ihre Unzufriedenheit. Nicht einmal auf mein freundlich zuvorkommendes «Guten Abend» reagiert sie. Nun ja, lassen wir dieser Gluten-Allergikerin aus Überzeugung ihren Spass am «Nicht-Spass-haben». Ein extra glutenfreies Essen bestellen und dann nicht einen Bissen davon essen. Ein genervtes *hrmpfffff* bringt sie grad noch raus. Ist die Menopause etwas zu früh eingetreten? Ich entschuldige mich, der Shiraz spricht aus mir – den gibts hier nämlich umsonst ^^.
Bald kriege auch ich mein Essen. Es gibt Pasta Pappardelle. *mmmm* Was ist denn bitte Pappardelle? Noch nie gehört. Aber lecker! Und das nachdem ich doch auf dem Weg von Christchurch nach Sydney schon Lamm-Medaillons schnabuliert habe. Was für ein Leben … das lässt mich beinahe vergessen, dass ich heute Nacht am Bangkoker Suvarnabhumi Flughafen ankomme, ohne jeglichen Plan. Ich komme um 1.00 Uhr an und der erste Bus fährt um 5.00 Uhr. Ich habe eine Adresse von einem Hostel, aber da kann man normalerweise erst um 14.00 Uhr einziehen. Na gut, eigentlich habe ich ja schon ein bisschen eine Idee, so schlimm ist das alles gar nicht. Trotzdem, *uff* das wird ne harte Nacht.
Viele Menschen sind Fan von Thailand und auch vom Flughafen. Zum Beispiel die Mila. Aber ich kenne das Ganze noch nicht und werde grad etwas zur Dramaqueen. Endlich kommt er, der Kulturschock. Der Respekt, die Ungewissheit was jetzt kommt, die ich ja eigentlich gesucht habe. Ich bin verwirrt. Noch heute Morgen brachten mich meine Freunde zum Flughafen. Ich war so durch den Wind und erpicht darauf, pünktlich zu sein, dass ich wohl zur grössten, vorstellbaren Stressbirne mutierte. Ach, ich werde sie vermissen meine Crispy-Chicks.
Neuseeland. Soeben habe ich dich verlassen. Zwei Monate gabst du mir Halt unter den Füssen, zeigtest mir deine schönen und weniger schönen Seiten. Du brachtest mir gute Freunde und Menschen, die ich am liebsten immer im Handgepäck hätte. Ein wilder, unbewusster Ritt durch meine Psyche, Frauen und kein Zeichen von Heimweh. Meine Highlights sind Milford Sound und die Zeit mit Tessa in Lake Tekapo. Dann die Zeit mit Kurt, seiner Familie, Anna, Manuel, Benj, Lisi und Anne – unvergesslich. Eigentlich wird mir erst jetzt klar, was ich mal wieder für ein Glück hatte, Menschen zu treffen ohne welche die Reise nicht im Ansatz so viel Spass gemacht hätte.
Was mich nervte, waren die vielen «Individualtouristen», die eigentlich keine sind. Kiwi-Experience und so. In Neuseeland kann jeder Individualist sein. Es hat genügend Platz für jede Art von Subkultur und sogar für Spastis (wie die neben mir *hust*). Zudem ist es sicher und die Menschen sind etwa gleich ängstlich gegenüber Neuem wie Schweizer. Aber auch hier gilt das Gleiche wie in Australien – solltet ihr mal das Land bereisen, dann kauft euch ein Auto und verkauft es nach Abreise wieder. Am besten einen Camper und dann wild campieren, die Natur spüren und in Seen baden. Kauft euch das ganze hässliche Outdoor-Clothing-Zeugs und macht damit die wunderschönen, mehrtägigen Wanderungen, aber zieht euch bitte um, wenn ihr in eine Stadt kommt. Es ist nicht schwierig und man fühlt sich teilweise wie zu Hause. Glaubt mir, ihr braucht den Unterschied. Ich meine aber, dass viele der deutschsprachigen Reisenden, die so hingerissen sind von dem Land, einfach das erste Mal weg von zu Hause auf sich alleine gestellt sind. Ansonsten erlebt man es anders und von dieser Meinung bringt mich niemand mehr ab, die ist nun gefestigt.
Moment, ich brauche andere Musik. Oh! Der Bordcomputer hat sogar Deadmau5. und Black Keys … Ich bevorzuge heute etwas Elektronisches. Und nun versuche ich zu schlafen. In sechs Stunden landen wir bereits und ich habe die 29-Stunden-Reise über 10 000 km hinter mir. Dann alles im Rucksack verstauen, ein lauschiges Plätzchen suchen und mal nicht an all die Horrorgeschichten denken, die man aus Asien so hört. Auch nicht, dass an der thailändisch-kambodschanischen Grenze mal wieder um Tempelanlagen gekriegt wird. Ach, ich brabble nur noch Stuss.