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Paihia (Bay of Islands) – Whangarei

NZL Road Trip North 14 – Höhlenerforscher

Das mit Blue Van hat schon gesessen. Das sind harte Momente, an denen man sich kurz überlegt, nur für diesen einen Event nach Hause zu fliegen. Das würde ich nämlich nur für Beerdigungen und Hochzeiten tun. Melanie und Andrea halten aber gekonnt daheim die Fahne hoch, geniessen einen guten Abend und kümmern sich gut um die Jungs. Nach dem dezenten Hinweis, ich solle doch meine Mailbox checken, jucke ich hoch um gleich nach dem Zusammenstoss mit der Decke und kurzem, kopfhaltenden Quengeln, die Mails zu laden. Mel hat mir ein Foto geschickt … von den Jungs … mit einem Zettel in der Hand: «Lucky Luke, watch out for tall waves» :D Mei, wie geil! *hehe* Da lässt sich die Nichtanwesenheit gleich etwas besser ertragen. Das ist ein Zeichen der Freundschaft. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten von ganzem Herzen für diese Geste und ich bin mir sicher, dass man das Abart in Zürich nach diesem Abend grundrenovieren muss.

Kennt ihr die Abbey Caves? Die einen machen dort die berühmtesten Alben der Welt und ich schreibe dort eine der dümmsten Geschichten meines Lebens. Heute lache ich drüber … gut eigentlich hab ich schon immer gelacht, aber meine Jungs haben es nicht so witzig gefunden, nun anyway, hier die Geschichte:

Die Höhlen sind dafür bekannt, dass man sie auf eigenes Risiko betreten kann. Ein Netzwerk von mehreren Kilometern unter der Erde. Als wir nach nem matschigen Waldspaziergang den Eingang erblicken, realisieren wir ziemlich schnell, dass da nix gehen wird. Der Regen der letzten Tage hat das ganze System geflutet. Da ist mit unserer Ausrüstung nichts zu machen und ein anständiges Licht haben wir auch nicht. Wieder auf dem Weg zurück zum Auto kommen uns vier Maori-Damen entgegen, die sehr selbstbewusst gen Eingang waten. Mit Stirnlampe und Lara-Croft-Glow-Sticks bewaffnet rufen die kleinen Lara Crofts uns zu, wir sollen mal Beine machen und mitkommen. Sesam, öffne dich! Zack steht der Lukas im Wasser und meldet: «Komme gleich wieder!» Mit Converse an den Füssen, kurzen Hose und T-Shirt springe ich, vom Enthusiasmus der Mädels gepuscht, ins Wasser und watschle über Stock und Stein, dem Licht der Stirnlampe nach, in die Höhle hinein. Haha, leicht underdressed, aber egal. Jetzt bin ich drin. Wie sehr ich auf die Gruppe Frauen angewiesen bin, deren Gesicht ich noch nie gesehen habe, wird mir in dem Moment klar, wo ich merke, dass es kein Zurück gibt. Eine einzige Lampe für die ganze Gruppe. Da ist nix mit alleine zurückgehen. Das wäre purer Selbstmord. Ich beginne schon etwas an meinem Verstand zu zweifeln, der mich in diese missliche Situation brachte? Im Zwielicht geht es über Felskanten, permanent stehen wir knietief im Wasser und oft geht es nur noch schwimmend weiter. Ich bekomme es einige Male, wenn das Adrenalin kurz schwindet, mit der Angst zu tun, weil ich realisiere, dass das Wasser leicht zu steigen beginnt. Klar, denke ich, schliesslich regnet es draussen … wohl inzwischen in Strömen.

Meinen Mädels scheint das egal zu sein. Meine Frage, ob sie so was schon mal gemacht hätten, erbringt keine Antwort die mich beruhigt. Es ist mir inzwischen nicht mehr möglich die Zeit einzuschätzen. Wir hätten erst fünf Minuten, aber auch schon ne Stunde da unten sein können. Wo es scheinbar einen zweiten Ausgang hätte geben sollen, geht es nicht mehr weiter. Das ist das Ende, wir müssen umkehren. Jetzt wird es auch den Mädels klar, dass dies eine ziemlich spannende Angelegenheit wird.

Dann auf einmal erlischt die Lampe! Nachdem sich die erste Panik gelegt hat und ich beginne den Wackelkontakt blind zu reparieren, fällt einem Mädchen die unglaubliche Schönheit unseres gegenwärtigen Ortes auf. Das Höhlendach funkelt wie ein Sternenhimmel. Tausende, wenn nicht Millionen von Glühwürmchen tanzen am von ihnen erzeugten Firmament. Zum ersten Mal schaue ich mich richtig um und berühre die Tropfsteine und die feuchten Wände. Was bleibt mir übrig? Ich gebe mein Bestes und bekämpfe meine Nervosität mit der atemberaubenden Schönheit dieser Höhle.

Da! Voilà, das Licht leuchtet wieder auf. Nachdem Madame ihre Zigarette fertig geraucht hat (wie auch immer sie die trocken bis hierher gebracht hat) fangen wir an, den Rückweg unter die Füsse/Flossen zu nehmen. Es kommt so, wie ich es erwartet habe. Wo vorhin das Wasser bis zu den Knien ging, ist es nun auf Bauchhöhe. Und wo es bis zum Hals stand, gehen wir nun unter … «Wo zum Teufel ist der verdammte Durchgang?» fluchen wir im Tenor. Er muss doch hier irgendwo sein?! Durch das trübe Regenwasser lässt sich nichts erkennen! So bleibt uns nichts anderes übrig als mit Händen und Füssen danach zu suchen – und zwar schnell, denn hier sammelt sich logischerweise das Wasser und steigt so schnell, dass man es von blossem Auge sehen kann. Nach gefühlten zehn Minuten kommt das erlösende «Here it is!» Luft holen und runter gehts. Ca. vier Meter müssen wir tauchen, vorsichtig der Wand entlang tastend. Es klappt, wir sind schon fast wieder beim Ausgang. Als wir das Sonnenlicht erblicken, können wir nur noch Jubeln. Die Pupillen brauchen einen Moment um sich wieder daran zu gewöhnen … Wir haben es geschafft und sind uns einig, dass ist das Dümmste, was wir je getan haben.

Zurück beim Auto bekomme ich noch meine verdiente Abreibung der zurückgebliebenen Jungs. WIr waren über ne Stunde weg! Sie haben sich logischerweise erschrocken und waren drauf und dran, die Polizei zu rufen, wäre ich nicht in den nächsten Minuten wieder aufgetaucht.

Unsere Nordinselreise neigt sich dem Ende zu. Morgen geht es zurück nach Auckland. Die Zeit rennt uns weg. Bei einem Spiel der Crusaders (Rugby, Christchurch), Special Smashies und Bier lassen wir den Abend ausklingen, bevors im Van (The-More-Than-Just-Blue-Van) schlafen geht, den wir inzwischen ohne schlechtes Gewissen auch mitten in der Stadt zum Schlafen abstellen. Obwohl das eigentlich verboten ist, geniessen wir den Luxus aus dem Pub quasi direkt ins Bett zu kullern. Die kleinen Annehmlichkeiten des Lebens. *hihi*

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