NZL Road Trip North 5 – Mein Geburtstag in Neuseeland
Besten Dank an meine Exchange Writer von gestern. =) Damit ich nicht alles nochmals erzähle, steige ich gleich da ein, wos interessant wird :D
Bestimmt jeder hat mindestens eine peinliche Geschichte aus der Jugend. Eine meiner grössten Niederlagen war damals auf dem Fünfmeterturm, als mich ein Mädchen herausforderte. Kopfsprung war angesagt. Ich meinte: «Klar tu ich es, aber nur wenn du es auch tust!». «Okay!» sagte sie nur kurz und hörte wohl meinen Kiefer gen Boden knallen, noch bevor sie ins Wasser eintauchte. Da stand ich nun, die Blicke des gesamten Turnvereines auf mich gerichtet und dann der Hohn und das Gelächter, als ich panisch zitternd mit gesenktem Kopf den Turm über die Leiter verliess.
Und dann schenken mir meine Freunde einen Bungee-Sprung xD. Gutschein eintauschen und los gehts zum Absprung. Sicherheitsinstruktionen anhören, Seil anbringen lassen, sichern, im Watschelgang zur Plattform. Weiter zur Kante, runterschauen – und vorbei ists mit meinem Verstand. Zitternd wie Espenlaub, Knie weich wie Butter – nichts geht mehr, Panik-Attacke!!! Wie damals auf dem Fünfmeterturm stehe ich hier auf über 40 Metern und ticke voll aus. Ich kanns nicht glauben. Immer noch Sterne-sehend lasse ich mich losmachen und gehe zurück. Was für eine Niederlage. Erneut!
Meinen Freunden stehts ins Gesicht geschrieben. Es sollte ein Geschenk sein, das Freude macht, doch es ist gerade im Begriff, 180 ° nach hinten loszugehen. *uff* Ich kann das nicht mitansehen … Es dauert gut 20 Minuten, dann habe ich mich wieder etwas gefasst. *uff* … Ich muss es tun, ich kann das meinen Jungs und Mädels nicht antun. Das würde die Stimmung ziemlich kippen, denke ich. Also, hopp Lukas, zurück auf die Plattform, White Stripes einlegen, Seil montieren … Blick nach unten, Arme spreizen und dann lasse ich mich einfach fallen. Das Nächste an was ich mich erinnere, ist, wie ich nach dem Wasser greife, bevor mich das Seil wieder nach oben schnellen lässt. Was für ein Sprung!
Wieder oben auf der Plattform warten meine Freunde jubelnd mit einem Siegesbier auf mich, das ich nach einem kurzen «Stressabbau» auf der Toilette und dem langsamen Zurückkommen der Farbe im Gesicht, auch bitter nötig habe. Danke Leute, für dieses echt intensive Geburtstagsgeschenk. VON EUCH LASS ICH MIR NIE MEHR WAS SCHENKEN! :D
Dann ist es soweit. Abschied nehmen. Sollen wir doch um 19.00 Uhr bereits in Wellington sein, wo Laura und Michi auf uns warten! Wir sitzen einfach da und wissen, jetzt geht unsere gemeinsame Zeit zu Ende. Der Nachmittag vergeht, badend im Fluss, obwohl wir doch schon lange auf der Strasse sein sollten. Aber niemand will initiativ sein, niemand will gehen. Die Gefühle kommen hoch. Wie kann das sein? Es waren doch nur zwei Tage … Ich bin mir ja inzwischen einiges an Abschieden gewohnt! Als ich in die Gesichter der Jungs blicke, wird es mir warm ums Herz und mein Eis schmilzt.
Im Van sitzend, MacBook auf dem Schoss und die grosse, weite Welt vor dem Fenster, versuche ich die Stimmung festzuhalten. Viel zu oft hören wir «Into the West» von Annie Lennox – dieses ach so simple und doch so viel aussagende Lied und lassen uns von unseren Gefühlen überwältigen. Stellt euch drei Heulsusen vor, die im Wagen sitzend, in einer Reihe um die Wette flennen. Wir fragen uns, wie man für Menschen, die man eigentlich nur so kurz kennt, so empfinden kann. Manche Dinge im Leben sollten nicht enden, aber wären wir nicht gegangen, hätten wir das niemals eingesehen. Nun sind wir auf dem Weg nach Wellington, wo Laura und Michaela auf uns warten, um den Geburtstag ausklingen zu lassen. Wellington, die Heimatstadt von Ruby, meiner Englischlehrerin with Benefits aus Australien, die mich unbedingt für weitere Schäferstündchen besuchen möchte. Wir sind uns inzwischen sicher, das Richtige zu tun, wissend, dass diese Geschichte hier und jetzt noch nicht beendet ist. Nein, auf keinen Fall, gar nicht möglich!
Mal sehen ob und wann wir es nach Wellington schaffen.
An dieser Stelle möchte ich mich bei all den Menschen bedanken, die mir diesen Tag zu einem ganz speziellen machten. Die Leute im hier und jetzt, die lieben, digitalen Grüsse und die vielen Gedanken, die mich leider nicht erreicht haben. Ich habe alles gespürt und wahrgenommen. Ohne euch, ihr Lieben, ohne euch wäre ich nicht hier und hätte nicht die Kraft und seid euch sicher, ich vermisse euch! Es ist schön und essenziell, Menschen wie euch zu kennen. Für euch schreibe ich jede einzelne Zeile in diesem Blog. Euch gehört mein ganzer Dank.